Lage in der Ukraine: Ein Fotograf an der Front

Till Mayer aus Bamberg dokumentiert "vergessene" Kriege. Seit vielen Jahren bereist er die Ukraine. Nun zeigt er seine Bilder - sie bringen die Not der Menschen in dem zerrissenen Land zum Ausdruck.
Natascha Probst |
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Sommer 2018: Von der Mine in Butovka (nahe Awdijiwka) sind nur noch Ruinen übrig.
Till Mayer 10 Sommer 2018: Von der Mine in Butovka (nahe Awdijiwka) sind nur noch Ruinen übrig.
2018: Ein erfahrener Frontkämpfer posiert mit seiner Kalaschnikow vor der Kamera. Andere wollten nicht fotografiert werden. Nicht selten haben sie Verwandte im Gebiet, das unter der Kontrolle der Separatisten steht.
Till Mayer 10 2018: Ein erfahrener Frontkämpfer posiert mit seiner Kalaschnikow vor der Kamera. Andere wollten nicht fotografiert werden. Nicht selten haben sie Verwandte im Gebiet, das unter der Kontrolle der Separatisten steht.
Wenn die Granaten einschlagen, geht Valentina in den Gemüsekeller, ihren Bunker. Strom gibt es dort keinen.
Till Mayer 10 Wenn die Granaten einschlagen, geht Valentina in den Gemüsekeller, ihren Bunker. Strom gibt es dort keinen.
Eine Schaufensterpuppe soll feindliche Scharfschützen täuschen.
Till Mayer 10 Eine Schaufensterpuppe soll feindliche Scharfschützen täuschen.
Herbst 2017: Die alten Frauen von Kamyanka freuen sich über jeden Besuch vom Team des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.
Till Mayer 10 Herbst 2017: Die alten Frauen von Kamyanka freuen sich über jeden Besuch vom Team des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.
Herbst 2019, nahe Zolote: mit Hund und MG auf Beobachtungsposten.
Till Mayer 10 Herbst 2019, nahe Zolote: mit Hund und MG auf Beobachtungsposten.
2016: Nahorny Jurij Wasylowytsch hat ein Grab in Lwiw bekommen. Fast 18 Monate hatte seine Mutter nach seinem Leichnam gesucht, um ihn beerdigen zu können.
Till Mayer 10 2016: Nahorny Jurij Wasylowytsch hat ein Grab in Lwiw bekommen. Fast 18 Monate hatte seine Mutter nach seinem Leichnam gesucht, um ihn beerdigen zu können.
Eines der letzten Fotos von Vadym: 2011 hatte er an dieser Stelle im Badeort Shyrokyne noch mit seiner Familie Urlaub gemacht.
Till Mayer 10 Eines der letzten Fotos von Vadym: 2011 hatte er an dieser Stelle im Badeort Shyrokyne noch mit seiner Familie Urlaub gemacht.
In der Ausstellung gibt es einen Raum nur für Soldatinnen wie Lera.
Till Mayer 10 In der Ausstellung gibt es einen Raum nur für Soldatinnen wie Lera.
Till Mayer.
Hendrik Steffens 10 Till Mayer.

Ein nahezu zynischer Zufall ist es, dass das Sujet des Kriegsreporters und -fotografen Till Mayer plötzlich so präsent ist: Er widmet sich seit Jahren "vergessenen Kriegen" - doch genau jetzt, wo seine Ausstellung zum Ukraine-Konflikt in Bayern zu sehen ist (siehe Hinweis unten), ist der wieder in aller Munde.

Aus einer Befürchtung wurde Realität

Der AZ sagte Mayer: "Die Folgen des Kriegs im Donbas dokumentiere ich seit fünf Jahren als Langzeitprojekt, weil ich es schon 2017 sehr gefährlich fand, dass Mitten in Europa ein Stellungskrieg köchelt, über den niemand spricht. Es war, als sei er nicht existent. Ich hatte immer die Befürchtung, dass eines Tages das passiert, was jetzt eben geschieht."

Seine Bilder sind alle in Schwarz-Weiß gehalten. Das schaffe eine gewisse Zeitlosigkeit. Farbe lenke manchmal vom Wesentlichen ab, sagt er.

Schwarz-Weiß-Bilder sollen Zeitlosigkeit schaffen

Ein Foto, das ihm besonders in Erinnerung ist, ist das von Vadym. Mayer erzählt: "Ich war in Shyrokyne, einem ehemaligen Badeort. Heute ist der Ort schwer zerstört, die Zivilisten sind geflohen. Der Schützengraben zieht sich mitten durch die Ruinen. Dort traf ich Vadym, einen Soldaten, der 2011 in diesem Badeort mit seiner Familie noch Urlaub gemacht hatte. Er war dann mein Guide und erzählte mir vom Urlaub in Friedenstagen: ‚Dort drüben ist man früher zum Fischessen gegangen, da war unsere Pension. Da, am Strand, sind meine Kinder mit einem Bananenschlauchboot aufs Meer hinausgefahren.'

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2011 hätte er sich nie vorstellen können, dass aus dem Badeort ein Trümmermeer wird. Bevor der Artikel über ihn erschienen ist, kam er an der Front ums Leben. Ein Bild, das ich von ihm geschossen habe, ist jetzt überlebensgroß auf seinem Granitgrabstein eingraviert. Mitten in Ruinen sitzt er da. Krieg ist etwas abgrundtief Böses."

Zu sehen sind die Donbas-Bilder bis 26. Juni im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt und im Bildband "Donbas - Europas vergessener Krieg", Erich-Weiß-Verlag (18 Euro).

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