Kriminologe bezweifelt Sinn von Internetverboten

Verbote von PC-Spielen und Internetbeschränkungen – nach Ansicht des Kriminologen Christian Pfeiffer reicht das nicht, um junge Menschen vor gefährdenden Medien zu schützen.
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Verbote von PC-Spielen und Internetbeschränkungen – nach Ansicht des Kriminologen Christian Pfeiffer reicht das nicht, um junge Menschen vor gefährdenden Medien zu schützen. Er plädiert für attraktive Freizeitangebote, um Kinder weg von den Bildschirmen zu holen.

München – Um junge Menschen vor brutalen Computerspielen oder Porno-Videos zu schützen, helfen nach Ansicht des Kriminologen Christian Pfeiffer keine Internetbeschränkungen. „Ich bezweifle, dass wir mit Regelungen und Verboten in den Medien Jugendliche ausreichend schützen können.

Denn sie sind sehr erfinderisch, solche Regeln auszutricksen“, sagte Pfeiffer der Nachrichtenagentur dpa in München. Kinder müssten von den Bildschirmen weggeholt werden. Attraktive Freizeitangebote seien daher der beste Schutz gegen jugendgefährdende Medieninhalte, sagte Pfeiffer:

„Wir müssen die Lust am Leben wecken durch ausreichende Sport-, Musik- und Theaterangebote.“ Der Schutz der Kinder laufe nicht über Regelungen, sondern über die Gestaltung der Nachmittage, sagte Pfeiffer aus Anlass einer Tagung über Jugendmedienschutz am Wochenende in Tutzing am Starnberger See. Entscheidend sei dabei, Eltern ausreichend aufzuklären, dass der Konsum von Medien gefährlich sein kann. „Computerspiele sind der größte Zeitklauer von Jugendlichen und können süchtig machen.“

Der übermäßige Konsum führe etwa zu Konzentrationsstörungen in der Schule: „Darin liegt die wirkliche Bedrohung, weil wir es uns als Industrieland nicht leisten können, dass die Jugendlichen in ihrer Leistung einknicken, weil sie zu viel Zeit vor dem Bildschirm verplempern“, sagte Pfeiffer. „Kinder, die keine Bildschirme in ihren Zimmern haben, sind viel aktiver im Leben verankert.“

Daneben müssten vor allem Schulen Jugendliche und Eltern bei der Medienbildung unterstützen. Denn Schulen sind nach Ansicht von Pfeiffer der beste Ort, an dem Kinder den richtigen Umgang mit Medien lernen können. „Elternhäuser tun das nicht verlässlich.“ Pfeiffer plädiert dafür, dass Schüler ab einem Alter von 15 Jahren ihre Arbeiten per E-Mail abgeben können.

„Die Internetnutzung muss ein selbstverständliches Handwerkszeug eines jeden Schülers werden.“ Pfeiffer kritisiert: „Es gibt zu wenig Politiker, die die Gefahren des übermäßigen Medienkonsums erkennen, obwohl Schulstatistiken die dramatischen Leistungseinbrüche der Jungen zeigen.“

Auch eine freiwillige Selbstkontrolle der Unternehmen bringe nichts: „Die Gewinnmöglichkeiten sind der Motor, der die Industrie dazu bringt, immer wieder neue Ideen in den Köpfen der Jugendlichen zu verankern und sie zu verführen.“

 

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