Kriegen Sie das auf?

Eingeschweißte Speicherkarten – warum sie sich so schwer öffnen lassen, wieso das so ist und wie die Industrie jetzt auf die wenig verbraucher- und umweltfreundlichen Verpackungen reagiert.
von  Abendzeitung
Riesige Verpackung, winziger Inhalt: Wer an die Speicherkarte will, muss zuerst die Plastikhülle aufbekommen – und das ist gar nicht so einfach.
Riesige Verpackung, winziger Inhalt: Wer an die Speicherkarte will, muss zuerst die Plastikhülle aufbekommen – und das ist gar nicht so einfach. © Ronald Zimmermann

Eingeschweißte Speicherkarten – warum sie sich so schwer öffnen lassen, wieso das so ist und wie die Industrie jetzt auf die wenig verbraucher- und umweltfreundlichen Verpackungen reagiert.

Kennen Sie das? Sie kommen gerade vom Elektromarkt, wo Sie sich eine neue Speicherkarte für ihre Digitalkamera oder einen USB-Stick besorgt haben. Zuhause beginnt der Kampf: Mit den Fingern bekommen Sie die DinA4-große Plastikverpackung nicht auf, die Nagelschere kratzt bloß an der Oberfläche. Da helfen nur noch die Gartenschere oder ein schweres Küchenmesser, mithilfe derer die hartnäckige Verschweißung säuberlich zerhackt wird. Ziemlich viel Aufwand und Verpackung für ein fingernagelgroßes Stück Plastik. In Internetforen berichten Menschen sogar von Schnittverletzungen, die sie sich beim Öffnen des störrischen Kunststoffs zugezogen haben. Muss das sein?

Ja, sagt Susanne Uhlschmidt vom Speicherkarten-Hersteller Hama: „Das ist eine Vorgabe des Handels, damit die Ware nicht so einfach geklaut werden kann.“ Schließlich sind die Speicherkarten unabhängig von ihrer Kapazität nur ein paar Zentimeter groß – „die kann man einfach einstecken – und weg sind sie“. Früher gab es bei Hama auch wiederverschließbare Verpackungen. „Da wurde dann die Ware im Laden aus der Verpackung geklaut oder was anderes rein getan. Mit der jetzigen Verpackungen hat der Käufer eine gewisse Sicherheit“, sagt Uhlschmidt. Zum Öffnen empfiehlt sie ein Messer.

Monika Büning vom Bundesverband der Verbraucherzentralen findet die Schweißpackungen, wie die Plastikverpackungen in der Fachsprache heißen, nicht verbraucherfreundlich: „Man fragt sich oft: Wie kriege ich das jetzt überhaupt auf?“ Sie kritisiert außerdem die Umweltverträglichkeit: „Die Händler müssen sich fragen, wie Verpackungen vermieden oder minimiert werden können. Andererseits muss man schauen, dass nicht jeder so einfach an die Ware gelangt.“

Die Industrie tüftelt an umweltfreundlicheren, neuen Lösungen

Dabei war der Diebstahl solcher Karten vor einiger Zeit deutlich lukrativer: Eine Speicherkarte mit zwei Gigabyte des Marktführers Sandisk kostet beim Internet-Versand Amazon gerade einmal fünf Euro. Innerhalb eines Jahres hat sich der Preis fast halbiert. Doch bei Sandisk will man sich zu den Verpackungen lieber nicht äußern.

Die Industrie reagiert bereits: Panasonic tüftelt an anderen Möglichkeiten, die weniger Plastik und mehr Pappe beinhalten. Der Internet-Händler Amazon verzichtet in Amerika beim Versand inzwischen auf die Plastikhülle. „Frustration free packaging“ nennt sich das Programm, an dem Firmen wie Fisher-Price, Mattel und Microsoft teilnehmen. Die Vorteile: weniger Kosten für die Unternehmen, weniger Plastik für die Umwelt, leichteres Öffnen für die Kunden. Eine sehr sinnvolle Idee: Denn wer soll beim Postversand die Speicherchips stehlen?

Christoph Landsgesell

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.