Krebsmedikamente gepanscht: Apotheken-Skandal: Experten fordern bessere Kontrolle
Dortmund/Essen - Die Stiftung Patientenschutz hat von Bund und Ländern schärfere Gesetze zur Kontrolle von Schwerpunktapotheken für Krebsmedikamente gefordert.
Deutschlandweit gebe es 300 dieser Apotheken, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch vor einem in Essen beginnenden Prozess gegen einen mutmaßlich betrügerischen Apotheker aus Bottrop. Diese Apotheken versorgten hunderttausende Patienten. "Unangekündigte Stichprobenkontrollen müssen viermal jährlich durch Amtsapotheker stattfinden. Zudem gilt es, nicht verbrauchte individuelle Krebsmittel zentral zu sammeln und stichprobenartig auf die Wirkstoffe zu überprüfen", forderte Brysch.
Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe bereits verbesserte Regelungen bei der Apothekenüberwachung angekündigt.
Betrüger verursachte Schaden von 56 Millionen Euro
Der 47 Jahre alte Apotheker aus Bottrop soll seit 2012 fast 62.000 Krebsmedikamente gepanscht haben. Durch betrügerische Abrechnungen soll gesetzlichen Krankenkassen ein Schaden von rund 56 Millionen Euro entstanden sein. Betroffen sind laut Staatsanwaltschaft Essen mehr als 1000 Krebspatienten. Dem Angeklagten drohen bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe und ein Berufsverbot.
Er soll die Arzneimittel-Zubereitungen mit deutlich weniger Wirkstoff als verschrieben hergestellt haben. Betroffen sind Patienten von 37 Ärzten, Praxen und Kliniken in sechs Bundesländern, die meisten in Nordrhein-Westfalen. Beliefert wurden auch jeweils eine Klinik oder Praxis in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen und im Saarland.
Der 47-Jährige betrieb eine alteingesessene Apotheke in der Bottroper Innenstadt. Angeschlossen war ein Speziallabor für die Herstellung krebshemmender Artzney.
Zwei Mitarbeiter der Apotheke hatten die Ermittlungen ins Rollen gebracht. Bei einer Razzia Ende November 2016 wurde der Apotheker festgenommen und sein Speziallabor geschlossen.
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