Kommt jetzt die Renaissance der altmodischen Glühbirne?

2012 sollen die letzten herkömmlichen Lampen verboten werden. Doch die EU könnte die Verordnung kippen. Die Niedrigenergielampen sind giftiger als bisher angenommen
von  Abendzeitung
Geht der EU ein Licht auf? - Das könnte der altmodischen Glühbirne zum Comeback verhelfen.
Geht der EU ein Licht auf? - Das könnte der altmodischen Glühbirne zum Comeback verhelfen. © dpa

BRÜSSEL - 2012 sollen die letzten herkömmlichen Lampen verboten werden. Doch die EU könnte die Verordnung kippen. Die Niedrigenergielampen sind giftiger als bisher angenommen

Sie ist die Streberin unter den Leuchtkörpern: Das weiße Licht, erzeugt durch ein Quecksilber-Gas-Gemisch, strahlt hell, der Energieverbrauch ist niedrig. Das brachte der Leuchtstoff-Lampe eine überragende Vormachtstellung ein und verdrängte die Konkurrentin Glühbirne vom Markt. Schützenhilfe gab’s von der EU, die 2009 das Ende der herkömmlichen Energiefresser verordnete. Doch jetzt naht Hilfe für den sympathisch-altmodischen Glühdraht-Birne – von der EU.

Schon bei der Einführung der Energiesparlampen gab es Widerstände: zu kalt, zu weiß, zu grell das Niedrig-Energie-Licht. Auch die Röhren-Optik missfiel vielen Liebhabern der von Edison 1881 patentierten Birne. Dann ließen Anfang Dezember Tests des Umweltbundesamtes das Image der Energiesparlampe weiter bröckeln. Die Tester fanden heraus, dass das Quecksilber einer zerbrochenen Lampe auch nach Stunden noch gesundheitsschädliche Werte erreicht. Insbesondere Kinder und Schwangere sollen sich von Energiesparlampen fernhalten, empfiehlt die Bundesbehörde.

Das brachte jetzt einzelne EU-Parlamentarier auf den Plan. „Solange nach wissenschaftlichen Erkenntnissen davon auszugehen ist, dass Energiesparlampen zu erheblichen Gesundheitsschäden führen können, muss die EU das Glühlampenverbot – zumindest für Privathaushalte – aussetzen“, forderte die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Silvana Koch-Mehrin (FDP). Als Mutter könne sie nur raten, Energiesparlampen nicht in Kinderzimmern zu verwenden, sagte sie der „Welt“.

Ihr Kollege Herbert Reul (CDU), der Vorsitzende des Industrieausschusses im EU-Parlament, ging sogar noch einen Schritt weiter: „Ich werde alles tun, um das Glühbirnenverbot in der EU doch noch zu kippen.“ Außerdem forderte Reul, ein Verbot für die Energiesparlampe in Betracht zu ziehen. Der CDU-Politiker warf der EU-Kommission vor, dass sie „getrieben vom Klimaschutzwahn Symbolpolitik betrieben hat, die weder dem Klimaschutz noch der Gesundheit der Menschen dient“.

Nach einem EU-Beschluss wurde im September 2009 zunächst der Verkauf der 100-Watt-Glühbirnen verboten, um den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß in Europa zu verringern. Ein Jahr später verschwanden die 75-Watt-Birnen aus den Regalen. Ab September 2011 sollten nach der ursprünglichen Planung nur noch Glühbirnen mit weniger als 60 Watt erlaubt sein – wenn die EU die Verordnung nicht vorher kippt.

Dann könnten auch die so genannten „Heat-Balls“ ihren Weg in die Geschäfte finden: Zwei Ingenieure aus Nordrhein-Westfalen wollten unter dieser Bezeichnung Glühbirnen aus China importieren – um sich so über die EU-Verordnung lustig zu machen. Doch der Zoll fand’s nicht so lustig und beschlagnahmte die 40.000 Glühbirnen.

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