Königin Margrethe feiert 75. Geburtstag ohne Mann
Kopenhagen - Wenn man der dänischen Königin Margrethe II. auf der Straße begegnen würde, man hielte sie nicht gerade für eine Monarchin. Föhnfrisur und Krone sucht man bei ihr vergebens, stattdessen bricht sie schon mal ungeniert in Gelächter aus oder flucht laut - und nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Dänin macht vor, wie cool eine Königin sein kann. An diesem Donnerstag wird die ungewöhnliche Regentin 75 Jahre alt.
Wenn die Monarchin ihren Landsleuten an ihrem Geburtstag von ihrem Balkon aus zuwinkt, wedeln unten auf dem Schlossplatz traditionell Hunderte mit rot-weißen Fähnchen. Die Dänen lieben ihre Königin, weil sie so erfrischend unroyal ist.
Dass Margrethe aber auch altmodisch und streng sein kann, beweist sie kurz vor ihrem Ehrentag bei einer Pressekonferenz auf ihrem Sommersitz Schloss Fredensborg. Einen nervösen jungen Journalisten, der sie duzt, weist sie da mit einem Lächeln zurecht: "Ich glaube nicht, dass wir zusammen zur Schule gegangen sind. Deshalb glaube ich nicht, dass wir beim Du sind." Das "Sie" ist in Dänemark heute völlig unüblich - es kommt fast nur noch bei der Königin zum Einsatz.
Dass sie nicht immer ganz auf der Höhe der Zeit ist, gibt die Monarchin unverblümt zu. "Das ist doch sehr schön für Leute, die damit umgehen können", sagt sie über Smartphones. "Aber ich kann damit nicht umgehen." Damit hat die Königin genauso wenig Probleme wie mit ihrem Alter: "Ich kann nicht mehr Langlaufen oder Balletttanzen, aber abgesehen davon geht es sehr gut."
Als sie noch grün hinter den Ohren gewesen sei, habe sie selbst oft nicht gewusst, wie sie alten Menschen begegnen solle, erzählt die Königin in einer Dokumentation des Privatsenders TV2. In ihre Rolle musste Margrethe, die mit 31 Jahren Staatsoberhaupt wurde, erst hineinwachsen. "Aber mit den Jahren unterscheidet man sich nicht mehr so von den Leuten im Pflegeheim", sagt sie. "Dann wird das leichter."
Es ist auch diese feine Selbstironie, die die Königin bei den Dänen so beliebt macht. Der Kontakt mit ihrem Volk fällt ihr nicht schwer. "Ich bin ja kein unbekanntes Phänomen in Dänemark", sagt sie. Da komme man leicht mit Leuten ins Gespräch. Mit Kindern kann die leidenschaftliche Künstlerin und Raucherin dagegen nicht besonders viel anfangen. "Ich bin nicht so wahnsinnig geduldig", sagt sie im Film. Und zu den Journalisten: "Meine Enkel bekommen sicher nicht so viel Aufmerksamkeit, wie andere ihren Enkelkindern schenken."
Eine gute Pädagogin wäre sie bestimmt nicht geworden, sagt die Regentin selbstkritisch. Dinge können ihr oft nicht schnell genug gehen. Das merkt man nicht nur an ihrem Redetempo, sondern auch wenn sie in dem 40-minütigen Film mit ihren Enkelkindern auf dem Fußboden sitzt - und deren Geschenke eben mal ruckzuck selbst auspackt.
Margrethes Sohn Frederik (46) muss dagegen wohl noch einiges an Geduld an den Tag legen - beim Thema Thronfolge. Auch nach 43 Jahren als Königin denkt die Dänin anscheinend nicht ans Abdanken. Wenn man sich ihre vielen Neujahrsreden, die die Dänen traditionell am Silvesterabend im Fernsehen schauen, nacheinander ansieht, kann einem das vorkommen wie eine modische Zeitreise. Mal sitzt die Monarchin im wild geblümten Blouson da, mal mit festlichem Rollkragen.
Als sie auf dem Ball zu ihrer Hochzeit mit ihrem Mann Prinz Henrik (80) tanzt, sieht sie in ihrem violetten Tüllkleid ein bisschen aus wie ein aufgeplusterter Vogel. Über den gebürtigen Franzosen, der bis heute nicht zufrieden mit seiner Rolle als Prinzgemahl statt König ist, sagt sie schlicht: "Er ist, wie er ist." Wäre er nicht so französisch, hätten sie es oft auch nicht so lustig gehabt. Bei ihren Geburtstagsfeiern muss Margrethe auf ihren Mann verzichten: Henrik liegt mit einer schlimmen Grippe im Bett. Kutschfahrt und Rathaus-Empfang fallen damit für ihn flach.
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