König Felipe: Kann er Spaniens Krone retten?

Ein Land im Zwiespalt: Spanien trauert um das vorzeitige WM-Aus, fiebert dafür aber Inthronisierung von Felipe von Spanien entgegen. Fünf Gründe, warum der neue König ein guter Monarch sein wird.
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König Felipe und seine Frau Letizia sind seit 2004 verheiratet
imago/APress König Felipe und seine Frau Letizia sind seit 2004 verheiratet

Ruhig und in aller Stille wird Felipe von Spanien (47) zum König gekrönt. Von feierlichem Pomp und monarchistischem Glanz keine Spur. Während die iberische Nation mit ihrer Fußballelf in Brasilien leidet, wird der bisherige Kronprinz - quasi nebenbei - zum König der Spanier ernannt. Gemessen am millionenfachen Freudentaumel der Holländer anlässlich der Inthronisierung von König Willem-Alexander der Niederlande und seiner Frau Maxima, stellt sich der Thronwechsel von Madrid als müdes Feuer dar. Köchelt Spaniens Monarchie nur noch auf kleiner Flamme?

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Dass Spaniens Thron beim Volk nicht mehr sonderlich angesehen ist, hat Felipe seinem Vater Juan Carlos (76) zu verdanken. Der ursprünglich so beliebte und leutselige König war zuletzt nach etlichen Skandalen - Frauenaffären und eine Großwildjagd in Afrika - bei seinen Untertanen unten durch: 61 Prozent wollten, dass er abdankt, was er dann auch tat. Sein Sohn hingegen gilt als Hoffnungsträger: Laut Umfrage befürworten 66 Prozent der Spanier seine Thronbesteigung, und eine Mehrheit von 56 Prozent glaubt sogar, dass Felipe die spanische Monarchie wieder zu neuer Blüte führen kann.

Es gibt fünf Gründe, warum sich der 47-Jährige, dessen Ausstrahlung eher langweilig, nüchtern und so gar nicht spanisch rüberkommt, im Volk einer so großen Beliebtheit erfreuen kann.

Er ist ruhig und besonnen

Felipe ist das Gegenteil eines spanischen Machos. Das liegt auch an den Genen, die ihm seine Mutter Königin Sofia (75), eine deutschstämmige Prinzessin von Griechenland, vererbt hat. Der 1,97 Meter große Felipe ist ihr nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten, er hat auch ihre ruhige, besonnene Art. Er ist ein gewissenhafter, kopfgesteuerter und nachdenklicher Mensch. Ihm fehlen der Charme und Witz seines impulsiven Vaters, doch er gilt als guter Zuhörer, der auf seine Gesprächspartner eingeht und sich penibel auf seine Termine vorbereitet. Bis zu seiner Heirat wurde er manchmal als zurückhaltend und steif empfunden, doch der Einfluss seiner Frau sorgte dafür, dass Felipe mittlerweile umgänglicher erscheint.

Er ist tapfer

Bereits als Siebenjähriger war Felipe bei der Inthronisierung seines Vaters nach der Diktatur Francos dabei. Am 23. Februar 1981 versuchte das Militär unter der Führung von Oberstleutnant Antonio Tejero einen Putsch. Juan Carlos stellte sich gegen die reaktionären Offiziere, und der damals 13-jährige Felipe war an der Seite seines Vaters, auch als der König mitten in der Nacht eine Fernsehansprache zugunsten der spanischen Demokratie hielt. "Er sollte sehen, wie ich mein Amt ausübe, wenn alles in Frage gestellt ist", berichtete Juan Carlos später. Erst nachdem die Putschisten aufgegeben hatten, schickten die Eltern den übernächtigten Sohn am nächsten Tag wie gewohnt zur Schule.

Diese erzieherische Maßnahme hatte Auswirkungen. Felipe wurde ein unerschrockener Mann, der notfalls auch dem Vater widersprach. Als König Juan Carlos dem Kronprinzen seine Zustimmung für die Ehe mit Letizia verweigerte, soll Felipe mit dem Thronverzicht gedroht haben.

Er hat eine gute Ausbildung

Nach seiner Schulzeit im Colegio Santa María de los Rosales in Madrid und in Kanada,durchlief Felipe verschiedene Stationen in der spanischen Armee. Danach studierte der junge Offizier in Madrid und Washington Jura und internationale Beziehungen. Er ist der erste spanische König mit akademischem Abschluss und spricht neben Spanisch fließend Englisch und Französisch.

Er hat die richtige Frau

Die attraktive Letizia Ortiz (41) geht als erste Königsgemahlin aus bürgerlichem Hause in die Geschichte der spanischen Monarchie ein. Die ehemalige Fernsehjournalistin hatte zwar durch ihre Eigenwilligkeit und einige übertrieben perfektionistische Auftritte schlechte Umfragewerte, doch andererseits zeugten die Spanier dieser Frau, die im starren spanischen Hofprotokoll ihren eigenen Kopf behielt, auch ihren Respekt. Letizia ist bekannt dafür, dass sie ihrem mit Ehemann und den zwei Töchtern eine normale und vor allem skandalfreie Ehe führt. Sie gilt als Garant für ein bürgerliches Familienleben. "Sie ist eine von uns - und er liebt sie", so wird in der Zeitung "El Pais" die durchaus repräsentative Meinung eines Madrider Taxifahrers zitiert.

Er hat die richtige Einstellung

Felipe Juan Pablo Alfonso de la Trinidad de Todos los Santos de Borbón y Grecia, Prinz von Asturien, Girona und Viana, Herzog von Montblanc, Graf von Cervera und Herr von Balaguer, wie der neue König von Spanien mit vollem Titel heißt, sieht sich nicht als Majestät, sondern als erster Diener der Nation. "Dies ist ein Beruf, der nur ein Ziel hat: den Spaniern zu dienen", hat er der Zeitung "El Pais" anvertraut. "Wir sind eine Spezies des öffentlichen Dienstes, die jede Stunde und jeden Tag im Dienst des Landes sein muss."

Er bekommt als König eine Apanage von 300.000 Euro im Jahr und wohnt mit seiner Familie in einem kleinen Trakt, der auf dem Gelände des Zarzuela-Palasts errichtet wurde. Morgens fährt er wie gewohnt zum nahegelegenen Palast des Vaters und waltet dort seines Amtes.

Von den königlichen Leidenschaften seines Vaters, der Jagd und dem Stierkampf, hält Felipe überhaupt nichts. Und er ist Anhänger des Arbeitervereins Atletico Madrid - und nicht der Königlichen von Real Madrid. Auch das trägt ihm den Respekt des Volkes ein.

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