Knutschender Papst: Benetton-Kampagne provoziert

Die Neue Kampagne von Benetton verärgert den Vatikan. Die Mode-Firma zieht eine Foto-Montage vom Papst zurück – doch viele Mächtige knutschen weiter.
von  mh
Die Montage von Papst Benedikt und einem ägyptischen Imam wurde von dem italienischen Textilkonzern bereits wieder zurückgezogen.
Die Montage von Papst Benedikt und einem ägyptischen Imam wurde von dem italienischen Textilkonzern bereits wieder zurückgezogen. © Benetton, dapd

Die Neue Kampagne von Benetton verärgert den Vatikan. Die Mode-Firma zieht eine Foto-Montage vom Papst zurück – doch viele Mächtige knutschen weiter.

ROM - Etwas besseres hätte dem italienischen Modekonzern gar nicht passieren können: Mit scharfen Worten und einer Anzeige bei Gericht geht der Vatikan gegen ein Werbeplakat vor, auf dem Papst Benedikt XVI. einem ägyptischen Imam auf die Lippen küsst. Prompt zog Benetton die Foto-Montage zurück – und hat damit mehr Aufmerksamkeit, als sie sonst für ihre Kampagne bekommen hätte.

Sie zeigt noch andere küssende Paare: US-Präsident Barack Obama mit seinem chinesischen Kollegen Hu Jintao. Oder den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit seinem palästinensischen Widersacher, Präsident Mahmud Abbas. Auf die Lippen küssen sich auch die beiden koreanischen Erzfeinde Kim Jong Il (Nord) und Lee Myung Bak (Süd). Am wenigsten überraschend ist der innige Kuss von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Sarkozy – die beiden verbindet ja eine gewisse Zuneigung.

Kaum war die Kampagne „Unhate („Keinen Hass“) vorgestellt worden, schäumte der Vatikan über das Motiv mit Benedikt XVI. und Scheik Ahmed el Tajeb. Auch diese Kombination hat einen realen Hintergrund: Der Imam leitet das Kairoer Institut Al Asgar. Das hatte den Dialog mit dem Vatikan abgebrochen, nachdem Benedikt zum Schutz der christlichen Minderheit in Ägypten aufgerufen hatte.

Benedikts Sprecher Lombardi bezeichnete das Werbebild als inakzeptable Manipulation, die die religiösen Gefühle der Gläubigen verletze: „Es zeigt mangelnden Respekt für den Papst.“ Kurz danach verschwand das Foto von der Benetton-Website. Trotzdem kündigte der Vatikan später gerichtliche Schritte gegen Benetton und gegen die Verbreitung des Bildes an. Auch im Weißen Haus reagierte man verärgert. „Das Weiße Haus verfolgt seit langem eine Politik, die den Gebrauch des Namens oder Abbilds des US-Präsidenten zu kommerziellen Zwecken ablehnt“, sagte ein Sprecher.

Merkels Regierungssprecher Steffen Seibert wollte die Kuss-Szene mit seiner Chefin nicht kommentieren. Benetton ist seit Jahren bekannt für provokante Werbung. In den 90er Jahren sorgte das Modehaus mit Bildern des Star-Fotografen Toscani für Aufregung. Darunter waren ein menschliches Gesäß mit dem Stempelaufdruck „H.I.V.-Positive“ und schwer arbeitende Kinder in der Dritten Welt.

Vize-Präsident Alessandro Benetton begründet die Kuss-Kampagne so: „Wir wollen die Werte wiederbeleben, für die Benetton steht. Die Kampagne soll dabei helfen, die Ansichten des Gegners, auch des Feindes, akzeptieren zu lernen.“ 

 

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