Kinderhändler „züchten“ Säuglinge - und verkaufen sie

Nigeria: Mädchen werden in „Babyfarmen“ gegen ihren Willen geschwängert. Jetzt flog ein ganzes Netzwerk auf
von  Abendzeitung
Ein Baby In Afrika - Viele von ihnen sind auf unsere Hilfe angewiesen.
Ein Baby In Afrika - Viele von ihnen sind auf unsere Hilfe angewiesen. © dpa

Nigeria: Mädchen werden in „Babyfarmen“ gegen ihren Willen geschwängert. Jetzt flog ein ganzes Netzwerk auf

ABUJA Es ist skrupellos, grausam – und weltweit ein Milliarden-Geschäft. Jetzt wurde im afrikanischen Staat Nigeria ein Netzwerk von Kinderhändlern aufgedeckt. Besonders schlimm: In regelrechten „Babyfabriken“ wurden Kinder„gezüchtet“, um sie anschließend zu verkaufen.

Jüngster Fall: Bei einer Razzia in Enugu im Südosten des Landes wurden 20 dort festgehaltene Frauen aus einer Klinik befreit, hinter der sich eine „Babyfarm“ verbarg. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um mittellose Teenager, die mit dem Versprechen, Geld zu verdienen, in die Klinik gelockt wurden.

Dort trugen sie gegen Bezahlung ein Kind nach dem anderen aus. Vier Frauen hatten auf diese Weise bereits mehr als drei Jahre in der Babyfarm verbracht. Der Arzt lud jeweils Jungen aus der Ortschaft ein, die Mädchen zu schwängern.

Außerdem lockte der Frauenarzt schwanger gewordene Mädchen mit der Aussicht in die Klinik, dort Abtreibungen vorzunehmen. Willigten die Frauen ein, wurden sie für den Rest der Schwangerschaft festgehalten, von Abtreibung war dann keine Rede mehr.

Die Babys wurden dann im Schnitt für 2000 bis 3000 Euro weiterverkauft. Viele der Käufer taten dies in dem Glauben, es handle sich um eine Adoption. Die Klinik flog auf, als eine Frau mit einem dort gekauften, einen Tag alten Baby auf dem Weg nach Lagos gefasst wurde.

Aus Angst vor Racheakten findet sich kaum eine junge Frau, die über die Zeit in der Klinik redet. Nur anonym ist eine 18-Jährige bereit, von ihrer wochenlangen Gefangenschaft zu berichten: „Sobald ich im Krankenhaus war, bekam ich eine Spritze. Ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, merkte ich, dass ich vergewaltigt worden war.“

Sie habe darum gebeten, ihre Familie anrufen zu können, sei als Antwort aber nur vom Arzt ins Gesicht geschlagen worden. Mit 19 Leidensgenossinnen teilte sie sich nach ihren Worten ein Zimmer, eine weitere Vergewaltigung folgte. Eine Woche später wurde die junge Frau bei der Razzia befreit.

Rund ein Dutzend ähnlicher Babyfarmen flogen in der letzten Zeit auf – getarnt hinter der Fassade von Geburtskliniken, eines Waisenhauses oder eines Obdachlosenheimes.

Bereits 2005 schlossen die Behörden ein Waisenhaus in Lagos wegen des Verdachts auf Kinderhandel. Im Müll der Einrichtung fanden die Ermittler verkohlte Babyknochen. Seitdem wird vermutet, dass dort mit Organen und Körperteilen gehandelt wurde, möglicherweise für Opferrituale oder Transplantationen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.