Keinen Fisch mehr essen? Greenpeace schockiert Industrie

Die Umweltschützer von Greenpeace warnen vor dem regelmäßigen Verzehr von Fisch. Die Überfischung führe dazu, dass nur eine Art noch bedenkenlos gegessen werden kann.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Hamburg - Fast keine Fischart kann nach Einschätzung von Greenpeace bedenkenlos gekauft und gegessen werden. Nur der Karpfen darf nach Ansicht der Umweltschützer mit gutem Gewissen auf den Tisch kommen. Das geht aus einem neuen Einkaufsratgeber hervor, den Greenpeace am Mittwoch veröffentlichte. Das Heft soll Verbrauchern helfen, umweltbewusst Meerestiere zu kaufen.

Die Umweltschutzorganisation hat 115 Arten bewertet. Konsumenten sollten je nach Art auf den Zustand des Bestandes, das Herkunftsgebiet des Fangs und die Fangmethode achten.

"Vielen Fischbeständen steht das Wasser sprichwörtlich bis zum Hals", sagte die Greenpeace-Meeresexpertin Sandra Schöttner. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO seien 28,8 Prozent der weltweiten Speisefischbestände überfischt oder erschöpft, 61,3 Prozent würden bis an die Grenze genutzt.

 

"Essen Sie seltener oder im Idealfall gar keinen Fisch"

 

Für nicht vertretbar hält die Umweltschutzorganisation den Verzehr von Aal, Rotbarsch, Makrele, Seehecht und Alaska-Seelachs. Grundsätzlich rät Greenpeace: "Essen Sie seltener oder im Idealfall gar keinen Fisch."

Der Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels hält den Einkaufsratgeber für "wirklichkeitsfremd". Er ignoriere viele Entwicklungen, die von der Fischindustrie und zum Teil auch von Greenpeace selbst in den vergangenen zehn Jahren angestoßen worden seien, sagte Verbandsgeschäftsführer Matthias Keller. "Das sind sehr ideologische Empfehlungen."

Lesen Sie hier: Das richtige Essen bei Erkältung

Im Fischfang sei alles durch Vorschriften geregelt, von den Mengen bis zu den Fangmethoden. Greenpeace rate vom Kauf von Kabeljau ab, tatsächlich komme die Mehrzahl der Fische aber aus nachhaltigem Fang. Auch bei der Scholle sei die freigegebene Fangmenge in der Nordsee noch nie so groß wie 2015 und 2016 gewesen.

Über die Fischbestände informiert die Fischindustrie in Kooperation mit Wissenschaftlern vom Thünen-Institut für Ostseefischerei im Internet. Demnach ist etwa der in Deutschland beliebte Alaska-Seelachs in drei von vier Fanggebieten nicht überfischt. Im vierten Fanggebiet, der westlichen Beringsee, ist der Zustand des Bestandes aufgrund fehlender Daten unklar.

 

Deutschland ein Entwicklungsland im Fischkonsum

 

Greenpeace rät dagegen zum völligen Verzicht von Alaska-Seelachs, weil die Fische mit Schleppnetzen gefangen würden, die den Meeresboden zerstörten.

In Deutschland wurden 2014 etwa 1,2 Millionen Tonnen Fisch konsumiert, das waren gut 14 Kilo pro Kopf. Weltweit liegt der Pro-Kopf-Verbrauch nach Angaben der Fischindustrie bei 19 Kilo, in der EU sogar bei 23 Kilo. "Wir sind da noch ein Entwicklungsland", sagte Keller.

Der Verband setzt auf einen steigenden Fischkonsum in Deutschland. Der beliebtesten Speisefisch ist inzwischen der Lachs vor dem Alaska-Seelachs. Es folgen Hering, Thunfisch und Forelle.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.