Keine heiße Spur nach Brandstiftung
Backnang (dpa) - Nach der Brandstiftung in einem überwiegend von Türken bewohnten Mehrfamilienhaus im baden-württembergischen Backnang hatte die Polizei bis zum Sonntagnachmittag noch keine heiße Spur zu dem oder den Tätern.
«Die Ermittlungen gehen bislang in die verschiedensten Richtungen», teilte die Polizei mit. Es gebe aber «erste vage Ermittlungsansätze». Ein fremdenfeindlicher Hintergrund erscheint möglich - auf einer Wand im Hinterhof des Gebäudes waren rechtsradikale Schmierereien gefunden worden. Der Brand brach nach Angaben der Polizei am Samstagmorgen kurz vor 05.00 Uhr im Flur eines Mehrfamilienhauses in der Backnanger Innenstadt aus, in dem sich zu dem Zeitpunkt 25 Personen befanden - hauptsächlich türkischer Herkunft. Fünf von ihnen wurden verletzt.
Die Flammen konnten nach Angaben der Polizei von einem Bewohner mit einem Feuerlöscher vollständig erstickt werden. Der oder die Täter hatten einen Kinderwagen im Flur des Hauses in Brand gesteckt. Sie kamen vermutlich durch eine unverschlossene Hintertür in das Haus. In der Erklärung der Polizei heißt es, das Feuer sei nach Einschätzung von Feuerwehr und Polizei «ungeeignet gewesen, das Haus in Brand zu setzen». Insgesamt hätten fünf Personen Rauchvergiftungen erlitten. Zwei junge Frauen im Alter von 16 und 17 Jahren seien zunächst zur Beobachtung ins Krankenhaus gekommen und am Sonntag wieder entlassen worden. Brandschäden im Treppenhaus gebe es nicht.
Im Hinterhof des mehrstöckigen Gebäudes wurden nach Angaben der Polizei mit einer Spraydose zwei umgekehrte Hakenkreuze auf die Gebäudeaußenseite gesprüht. Ursprünglich hatte die Polizei angenommen, dass außerdem der Text «Jetst alle sterben» aufgesprüht worden war. Nach einer nochmaligen Besichtigung sei am Sonntag aber festgestellt worden, dass das erste Wort auch «Deutsche» heißen könnte. Somit könnte nach Angaben der Polizei der aufgesprühte Text «Deutsche alle sterben» lauten. Das erste Wort der Parole ist nach Meinung von Augenzeugen sehr schwer zu entziffern.
Eine zehnköpfige Sonderkommission befasst sich seit Samstag mit der Frage, ob die Tat einen ausländerfeindlichen Hintergrund haben könnte. Der Sonderermittlungsgruppe gehören auch Beamte des Landeskriminalamtes und des Staatsschutzes an.
Die Polizei hatte am Sonntagvormittag erklärt, dass nach ersten Ermittlungen das Feuer mit Hilfe eines Brandbeschleunigers oder Benzin entfacht worden sei. Um welches Mittel es sich genau handelt, wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.