Kein Platz für Atom-Müll

Tagelang protestierten Atomkraftgegener gegen den Atommülltransport nach Gorleben. Aber warum ist es so schwierig, ein Endlager für den radioaktiven Abfall zu finden? Seit vier Jahrzehnten suchen die Staaten, die Kernenergie nutzen, nach einer sicheren Unterbringung - ohne Erfolg.
von  Abendzeitung
In dieser Kammer in einer Salzgrube in Morsleben lagert schwach radioaktiver Abfall.
In dieser Kammer in einer Salzgrube in Morsleben lagert schwach radioaktiver Abfall. © AP

GORLEBEN - Tagelang protestierten Atomkraftgegener gegen den Atommülltransport nach Gorleben. Aber warum ist es so schwierig, ein Endlager für den radioaktiven Abfall zu finden? Seit vier Jahrzehnten suchen die Staaten, die Kernenergie nutzen, nach einer sicheren Unterbringung - ohne Erfolg.

Der Atommülltransport ist am Ziel: Nach tagelangen Protesten erreichte die Fracht mit dem radioaktiven, 400 Grad Celsius heißen Müll gestern morgen das Zwischenlager in Gorleben. Hier werden die strahlenden Abfälle aus abgebrannten Brennelementen und aus der Wiederaufbereitung jetzt schlummern – bis zum Jahr 2030. Bis dahin muss eine endgültige Lösung gefunden sein – das heißt ein Endlager in dem das hochradioaktive Material die nächsten Jahrtausende sicher untergebracht ist. Doch das ist offenbar äußerst schwierig. Schon seit vier Jahrzehnten wird in den 41 Staaten, die die Kernenergie nutzen, nach einer sicheren Unterbringung des Atom- Mülls gesucht – ohne Erfolg.

Das erste Problem sind die großen Mengen, die für alle Ewigkeiten gelagert werden müssen. Allein in Deutschland fallen jährlich in den Atomkraftwerken 400 Tonnen hochradioaktive abgebrannte Brennelemente an. Wenn die Reaktoren nicht abgeschaltet werden, wird dieser Abfallberg bis 2030 auf etwa 17000 Tonnen strahlender Müll angewachsen sein. Ihre Lagerung in künstlich errichteten Räumen (Hallen, unterirdische Depots) ist nicht möglich. Sie bieten für so lange Zeit keinen garantierten Schutz vor Korrosion, Brand oder Einsturz.

Die Lagerung in Süddeutschland ist beinahe ausgeschlossen

Daher kommen für die Endlagerung nur geologische Formationen, sprich unterirdische Stätten in Frage. Aber auch hier sind die Möglichkeiten innerhalb Deutschlands sehr eingeschränkt. Beinahe ausgeschlossen ist die Lagerung in Süddeutschland, weil es hier nur erdbebengefährdete Standorte gibt oder Gegenden mit porösen Schichten liegen, in denen die großen Wassermengen, die Lagerstätten bedrohen.

Denn es muss ausgeschlossen werden, dass Wasser radioaktives Material auswaschen und in den Grundwasserkreislauf, also in die Biosphäre schwemmen kann. Es bleiben die Salz- oder Tonformationen Norddeutschlands, zum Beispiel an den Standorten Gorleben, Asse oder Zwischenahn. In Gorleben wurden schon Milliarden investiert, trotzdem hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel jetzt gefordert, nach Alternativen zu suchen.

Denn Kritiker sagen, dass auch die Salzschichten keine sichere Lagerstätte bieten. Bestätigt fühlen sie sich durch die Pannen im Atommülllager Asse im Kreis Wolfenbüttel – in dem ehemaligen Salzbergwerk tritt radioaktive Lauge aus eingelagerten Fässern aus. Zudem ist die Schachtanlage wegen eindringenden Wassers einsturzgefährdet.

Michael Heinrich

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.