Kein Knöllchen für den Kaiser

„Ich war 25 Jahre ein guter Beamter. Es war eine einmalige Tat, die ich nie wieder tun werde“, sagte der suspendierte Kriminaloberkommissar Edwin L. (43) vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Dort wurde am Mittwoch Teil III der Knöllchen-Affäre um Fußballkaiser Franz Beckenbauer aufgerollt.
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Der schnelle Kaiser: Franz Beckenbauer.
dpa Der schnelle Kaiser: Franz Beckenbauer.

MÜNCHEN - „Ich war 25 Jahre ein guter Beamter. Es war eine einmalige Tat, die ich nie wieder tun werde“, sagte der suspendierte Kriminaloberkommissar Edwin L. (43) vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Dort wurde am Mittwoch Teil III der Knöllchen-Affäre um Fußballkaiser Franz Beckenbauer aufgerollt.

Der Kommissar hatte gegen seine Entlassung aus dem Beamtendienst geklagt – ohne Erfolg. Die Berufung wurde zurückgewiesen: Der Fall müsse abschreckende Wirkung haben. Rückblick: Edwin L. und Polizeiobermeister Franz S. (40) hatten mit Hilfe eines KVR-Beamten (58) ein Verkehrsdelikt von Beckenbauer aus dem Polizeicomputer getilgt. Dafür wurde das Trio in erster Instanz aus dem Dienst entlassen. Der kaiserliche Fauxpas passierte am 10. Juni 2005. Beckenbauer fuhr in einem Audi A 8 an einer Baustelle in der Candidstraße in eine Radarfalle.

Auf dem Beifahrersitz Heidi, damals noch Lebensgefährtin, heute seine Frau. Statt 30 hatte der Präsident des FC Bayern 74 Stundenkilometer drauf. Die Folgen wären gewesen: 250 Euro Bußgeld und ein Monat Fahrverbot. Doch dazu kam es nicht, die Knöllchen- Affäre begann: Heidi Beckenbauer habe ganz beiläufig von dem Vorfall mit dem Fuhrparkleiter des FC-Bayern gesprochen.

„Edwin, kannst du da was machen?“

Der soll dann auf eigene Faust Kriminaloberkommissar Edwin L. kontaktiert haben: „Edwin, kannst du da was machen?“ Der Beamte, der in seiner Freizeit bei Bayernspielen als Ordner arbeitet, wusste Rat. Er rief seinen Kollegen und Spezl Franz S. von der Verkehrsüberwachung an. Das Problem: Der Blitzer gehört der Stadt und somit war das Kreisverwaltungsreferat (KVR) zuständig. Franz S. kontaktierte den Spezl im KVR.

Mit einer gefälschten Begründung von Edwin L. konnte der Fall eingestellt werden: Der Audi gehöre dem Audiwerk in Ingolstadt und verleihe ihn zeitweise. In der Tatzeit wurde das Auto für einen verdeckten Polizeieinsatz benutzt. Als eine KVR-Mitarbeiterin die Akten im Keller in die Schränke einsortieren wollte, entdeckte sie das Blitzfoto des Kaisers und schlug Alarm. Doch um Beckenbauer zu bestrafen, war es zu spät. Der Fall war nach drei Monaten verjährt. Auch der Fall des Polizeiobermeisters Franz S. wurde gestern vor dem VGH verhandelt. Bis Redaktionsschluss stand das Urteil noch nicht fest.

th,jot

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