Kein kleiner Käfig mehr: Das Aus der Legebatterie

Ab dem ersten Januar ist die Käfighaltung für Legehennen endgültig verboten. Deutschland ist Vorreiter – in der EU gilt die Regel erst ab 2012. Aber der Eiermarkt muss Einbußen hinnehmen.
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Ab dem ersten Januar ist die Käfighaltung für Legehennen endgültig verboten. Deutschland ist Vorreiter – in der EU gilt die Regel erst ab 2012. Aber der Eiermarkt muss Einbußen hinnehmen.

BERLIN Der Platz reicht gerade zum Hinlegen, die Krallen krümmen sich um das Drahtgitter, 17 Stunden lang strahlt das Huhn ein UV-Licht an, um es zum Eierlegen zu animieren. Um das Tier herum vegetieren hunderte bis tausende seiner Leidensgenossen vor sich hin.

Damit soll jetzt Schluss sein: Ab dem ersten Januar ist die Batteriehaltung für Legehennen endgültig Vergangenheit. Keine Ausnahmeregelung mehr für Landwirte, ein Jahr lang hatten sie Zeit, ihre Anlagen artgerechter zu gestalten. Seit mehr als vierzig Jahren hielten sie die Legehennen zum Teil in den quälend engen Batterien, noch vor zwei Jahren kamen drei Viertel aller deutschen Eier aus der Käfighaltung.

„Viele kleine Betriebe werden ganz aufhören“, sagt Helmut Born, der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes. „Die enormen Investitionen kann nicht jeder Betrieb schultern.“ Mehr als 500 Millionen Euro haben die Legehennenhalter ausgegeben, um den neuen Standarts zu entsprechen, sagt der Bundesverband Deutsches Ei.

Deutschland ist Vorreiter mit dem Verbieten der Käfige – in der EU gilt das Verbot erst ab 2012. So ehrenwert die Vorreiterrolle ist, so wenig einträglich ist sie für den deutschen Eiermarkt. „Eier aus Käfighaltung sind nunmal billiger“, sagt Michael Lohse vom Bauernverband. Billig ist gefragt, und billig kommt jetzt aus dem Ausland. „Die Niederlande sind sehr stark bei uns vertreten“, sagt Lohse. Nur fast jedes zweite Ei, das hier verzehrt wird, kommt auch von hier. Nach einem Bericht von „Marktinfo Eier und Geflügel“ sinkt die Produktion dieses Jahr wahrscheinlich auf weniger als 10 Milliarden Stück. Im Jahr 2008 lag sie noch bei 11,9 Milliarden Stück.

Dafür essen die Deutschen mehr Eier: 2005 waren es noch 205 pro Jahr und Kopf, letztes Jahr wurden 212 gegessen, dieses sollen es 214 sein.

„Die Verbraucher essen gerne heimische Produkte“, sagt Lohse, „und die Menschen reagieren sehr positiv auf das Verbot der Käfighaltung.“ Der Bauernverband setzt seine Hoffnungen in den bewussten Konsumenten, der den Ländercode „DE“ jetzt als Qualitätssiegel erkennt, achtet und kauft. So sollen die verloren gegangenen Marktanteile zurückgeholt werden.

Tierschutzorganisationen machen da allerdings eine klare Einschränkung. „Eierkennzeichnung ,3’ gleich Quälerei“, sagt der Verband Menschen für Tierrechte.

Die „3“ auf dem Ei bedeutet Käfighaltung – immer noch. Denn erlaubt ist jetzt die Kleingruppenhaltung. „Dabei handelt es sich lediglich um größere Käfige für mehr Hühner“, sagt der Verband. Die in den Käfigen eingebauten Legenester, Sitzstangen und der Einstreubereich hätten höchstens eine „Alibifunktion“.

Die „1“ kennzeichnet die Freilandhaltung, die „2“ die Bodenhaltung, bei der die Tiere im Stall gehalten werden. Am teuersten, aber artgerechtesten kauft man bei der „0“ – Eier von Hühnern aus Freilandhaltung, mit Biofutter ernährt. Damit auch das Huhn ein nettes Leben hat. L. Kaufmann

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