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HAMBURG/AMSTERDAM - Investment der anderen Art: Auf dem Onlineportal sellaband.com können Fans in junge Bands zu investieren. Die können damit im besten Fall ihren Traum vom Plattenvertrag verwirklichen.
Der Sound hört sich etwas dumpf an, es krisselt im Verstärker. Aber Maries Stimmt klingt. „Blister“ heißt die Band aus Hamburg, die gerade dabei ist, ihr erstes Album aufzunehmen – mit Spenden ihrer Fans. Über die Internetplattform sellaband.com haben „Blister“ bereits 8700 Euro gesammelt. Ein Anfang.
Auf dem Portal tummeln sich Nachwuchsband, die vergeblich die Labels abgeklappert haben – und die Karriere jetzt selbst steuern. „Vom großen Durchbruch träumen wir nicht mehr“, sagt „Blister“-Gitarrist Patrique. „Wir wollen nur eine gute Scheibe aufnehmen, Gigs außerhalb Hamburgs spielen.“
1,4 Millionen Euro haben Musikliebhaber bereits gespendet
Willige Kapitalgeber können sich im Internet Bands aus aller Welt anhören und ab sieben Euro investieren. Als Dank gibt es eine gratis Platte, eine winzige Gewinnausschüttung und „das Gefühl, die Musik, die man mag, unterstützt zu haben“, sagt Patrique. 1,4 Millionen Euro sind weltweit über sellaband.com bereits an Nachwuchsbands geflossen.
Während die einen auf das große Geld hoffen, sind andere einfach nur Musikliebhaber oder aber Egomanen, die Musiker ihre Freunde nennen wollen – und sei es nur wegen einer Mail der Band.
Ohne Dieter Bohlen-Support geht nichts mehr.
Ein Modell, dass viele Musikliebhaber anzieht. Denn „auf dem Markt sieht es katastrophal aus“, sagt auch die Münchner Musikmanagerin Karin Wirthmann. „Das Schlimmste sind die Castingshows, die jungen Musikern die Plätze bei Labels wegschnappen. Ohne Dieter Bohlen-Support kommen Sie da gar nicht mehr ran.“ Dass Bands online das große Geld verdienen glaubt Wirthmann aber nicht. „Pure Schaumschlägerei. Reich werden die wenigsten.“
Auch zu einem Plattenvertrag führt sellaband.com selten. Aber die Chance über die eigene Stadt, über das Heimatland hinaus bekannt zu werden – „das ist realistisch“, sagt „Blister“-Gitarrist Patrique. „Dass wir Anhänger in Australien haben, hat uns echt überrascht. Und wir haben jetzt Angebote in Wien und Holland zu spielen. Das ist doch was.“ Zumindest ein Anfang.
Anne Kathrin Koophamel
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