Karneval vom Rhein bis nach Rio
Die SPD leidet unter Kanzlerkandidat „Schweer Steindrück“, „Plagiannette“ Schavan wird aus dem Amt geschossen. Während am Rhein der Spott triumphiert, wird in Rio Deutschland gefeiert.
Düsseldorf - Hunderttausende dick vermummte Narren haben in den rheinischen Karnevalshochburgen die Rosenmontagszüge bejubelt. Wie es sich gehört, nahmen die Wagenbauer die Politik aufs Korn, wobei sich vor allem die Düsseldorfer mit aktuellen und frechen Motiven hervortaten. Sogar der Rücktritt von Bundesbildungsministerin Annette Schavan wurde dort noch aufgegriffen: Die „Plagiannette“ wurde von der Uni Düsseldorf aus dem Amt geschossen.
Peer Steinbrück lastete in Düsseldorf als „Schweer Steindrück“ auf der SPD, in Mainz quollen ihm Geldscheine aus den Taschen, und Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde von einem Griechen ein Hitler-Bärtchen aufgemalt. In Köln musste sie als Muttersau die Sorgenkinder der Euro-Krise nähren.
Nur der Papst-Rücktritt konnte nicht mehr in Pappmaché gegossen werden. Die Kirche wurde auf andere Art durch den Kakao gezogen: In Düsseldorf behält ein katholischer Bischof die Akten der Missbrauchsfälle unter einem Mantel des Schweigens.
Als Ehrengast des Kölner Zugs – mit 150 Wagen und 7,5 Kilometern Länge der größte in Deutschland – brachte Alice Schwarzer Kamelle unters Volk.
Karneval der etwas heißeren Art wurde unterdessen in Rio de Janeiro gefeiert: Um Mitternacht hatte es noch 30 Grad, statt zu Frostbeulen kam es bei einigen schwer Kostümierten zum Kreislaufkollaps. Abertausende Tänzer und Tänzerinnen, Trommler und leicht bekleidete Samba-Queens präsentierten sich in der Nacht zu Rosenmontag in Rios legendärem Sambódromo. Auf den Rängen verfolgten über 70000 Zuschauer das Spektakel live.
Auch in Brasilien gibt es riesige Motivwagen. Beim Defilee der besten Sambaschulen war Deutschland diesmal ganz vorn dabei – mit VW-Käfern, blauen Drachen, Riesen-Schokotafelns und Schwarzwälder Kirschtorten. Denn die beste Sambaschule Brasiliens, Unidos da Tijuca, will ihren Titel heuer ausgerechnet mit dem Thema „Bezauberndes Deutschland“ verteidigen – und hatte sich eben diese für sie typisch deutschen Elemente für ihre Motivwagen gewählt. Auch die Tänzerinnen hatten ein entsprechendes Outfit: Einige kamen als Mephisto verkleidet, andere trugen schwarz-rot-goldene Büstiers