Kardinäle treffen sich zu ersten Gesprächen in Rom
Es ist angerichtet: Die schon eingetroffenen 142 Kardinäle haben sich gestern zu ersten Sondierungsgesprächen getroffen, bevor sie ins Konklave zur geheimen Wahl starten
Rom - Seit 1792 ist er für den Look des Papstes zuständig. Auch jetzt hängen im Schaufenster des Schneiders Gamarelli in Rom wieder drei unterschiedliche Größen von dem Gewand, in dem sich das neue Oberhaupt den Gläubigen auf dem Petersplatz und der ganzen Welt nach seiner Wahl präsentieren wird.
Sondierungsgespräche von allen 207 Kardinälen gestartet
Seit gestern sind alle 207 Kardinäle zur Vollversammlung nach Rom gerufen worden, es dürfen von ihnen aus Altersgründen aber nur 115 den neuen Papst wählen.
Am Vormittag bei der ersten Zusammenkunft der Purpurträger in der Synodalaula waren allerdings erst 142 von ihnen da.
Eid schwören
Sie mussten unter Eid versichern, dass sie die Vorschriften beachten und das Amtsgeheimnis wahren. In den Sitzungen tragen die Kardinäle einen schwarzen Talar mit roter Schärpe.
Unter anderem steht auf ihrem Programm, einen genauen Termin für den Start des Konklaves festzulegen.
Bis Ostern soll der Neue gewählt sein
Bis zur Karwoche, der Woche vor Ostern, wollen sie nämlich einen Nachfolger von Benedikt XVI. auserkoren haben. Damit das zeitlich auch klappt, hat Benedikt vor seinem Rücktritt ein Apostolisches Schreiben („Motu Proprio“) verfasst, in dem er den Weg für ein früher als üblich stattfindendes Konklave frei gemacht hat. Ein realistischer Termin für eine erste Zusammenkunft aller wahlberechtigten 115 Kardinäle zum Konklave könnte der 11. März sein.
Zollitsch: Wahl mit offenem Ausgang
Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), heizt die Spekulationen um den neuen Mann auf dem Stuhle Petri schon eifrig an. Aus seiner Sicht „ist kein Kardinal da, der auf jeden Fall der geborene Nachfolger wäre. Insofern ist es eine Wahl, deren Ausgang völlig offen ist“, sagte er gestern in Freiburg.
Richtungsentscheidung der Kirche
Zollitsch betonte wie viele andere vor ihm auch schon, dass die Papstwahl eine Richtungsentscheidung der katholischen Kirche sein wird. Nachdem nach der Wahl Johannes Paul II. zum Papst seit langem erstmals kein Italiener Papst war, fragt Zollitsch, ob jetzt die außereuropäische Kirche dran sei.
Zollitsch wünscht sich Papst von anderem Kontinent
„Ich denke, die Wahl wird unter diesem Zeichen stehen.“ Zollitsch selbst wünscht sich einen Papst von einem anderen Kontinent. „Die Zeit dafür wäre reif“, sagt er.
Die sechs wahlberechtigten Kardinäle aus Deutschland bekommen jedoch von ihrer Bischofskonferenz keine Empfehlung für ihre Wahl. Zollitsch: „Wir haben keine Voten aufgestellt.“ Sie seien in ihrer Entscheidung frei.
Einsicht in Vatileaks-Akten?
Derweil rumort es unter den Kardinälen, die schon in Rom vor Ort sind. Es wird gemunkelt, dass sie vor dem Konklave einfordern, Einsicht in die Akten der Vatileaks-Affäre zu bekommen. Denn wenn Papst Benedikt nicht wegen seines vorgerückten Alters, sondern tatsächlich wegen der Verstrickungen dieser Affäre um ihn herum die Flucht aus dem Vatikan ergriffen hat, hat das eine besondere brisanz. Außerdem würden mit der Öffnung der Akten für alle Kardinäle die Karten neu gemischt.
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