Kann Assange Gefängnis gegen Kaution verlassen?

Ein Londoner Gericht akzeptierte am Dienstag seine Freilassung gegen eine hohe Kaution. Doch die schwedische Justiz will Berufung einlegen.
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Vor dem Gericht protestierten Assange-Anhänger
dpa Vor dem Gericht protestierten Assange-Anhänger

LONDON - Ein Londoner Gericht akzeptierte am Dienstag seine Freilassung gegen eine hohe Kaution. Doch die schwedische Justiz will Berufung einlegen.

Die schwedische Justiz will Berufung gegen die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange einlegen. Das bestätigte ein Londoner Gericht am Dienstag.   

Über Assanges Freilassung gegen Kaution und unter strengen Auflagen hatte am Dienstag zuvor ein Londoner Gericht entschieden. Hunderte Anhänger von Assange, darunter die Menschenrechtlerin Bianca Jagger und andere Prominente, jubelten vor dem Gerichtsgebäude. Assange muss nach seiner Freilassung eine elektronische Markierung tragen. Für ihn gilt Ausgangssperre. Allerdings ist Berufung gegen die Entscheidung möglich.

Was vorgesehen war: Die Kaution soll 200 000 britische Pfund (rund 240 000 Euro) betragen. Hinzu kommen weitere 40 000 Pfund an zusätzlichen Sicherheiten. Unklar war zunächst, ob die schwedische Justiz gegen diese Entscheidung Berufung beim High Court einlegen wird. Sie hatte dafür zwei Stunden Zeit. Zumindest solange bleibt Assange noch in Haft. Der High Court müsste im Falle der Berufung binnen 48 Stunden entscheiden.

Zuvor hatte Assanges Anwalt erklärt, zehn Prominente hätten sich für seinen Mandanten verbürgt. „Ich hoffe, er kommt noch an diesem Abend frei“, sagte der australische Journalisten John Pilger, einer der Unterstützter des Wikileaks-Gründers. „Die Anklage stand immer auf sehr schwachen Füßen.“

Assange wird von der britischen Justiz auf der Grundlage eines in Schweden ausgestellten EU-weiten Haftbefehls festgehalten. Die schwedischen Behörden werfen ihm sexuellen Missbrauch zweier Frauen vor. Die Anhänger des Internetaktivisten halten dies für vorgeschoben und vermuten in Wahrheit politische Motive hinter der Inhaftierung.

Wikileaks hatte in den vergangenen Monaten tausende vertrauliche Dokumente mit Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie über den Schriftverkehr internationaler Diplomaten veröffentlicht. Damit kam vor allem die US-Regierung in die Defensive.

Kurz vor der erneuten Anhörung vor Gericht hatte Assange sich über seine Mutter zu Wort gemeldet. „Ich fordere die Welt auf, meine Arbeit und meine Leute vor diesen illegalen und unmoralischen Handlungen zu schützen“, ließ er mit Blick auf die Vorwürfe sexueller Vergehen gegen ihn von seiner Mutter mitteilen.

„Ich bleibe meinen Idealen, zu denen ich mich immer bekannt habe, treu“, zitierte die Mutter des 39-Jährigen ihren Sohn in einem Interview mit dem australischen Nachrichtensender „7 News“. „Dieser Prozess hat meine Entschlossenheit eher noch bekräftigt.“ Assanges Mutter hatte nach eigenen Angaben kurz mit ihrem Sohn telefonieren dürfen. Er sitzt seit seiner Festnahme vor einer Woche in einem Gefängnis im Süden Londons.

„Wir wissen jetzt, dass Visa, Mastercard und Paypal Instrumente der US-Außenpolitik sind“, wurde er von seiner Mutter zitiert. In den vergangenen Tagen hatten Unterstützer von Wikileaks die Websites der Unternehmen angegriffen und zum Teil lahmgelegt. Am Dienstag war das Internet-Banking der Royal Bank of Scotland zeitweise nicht erreichbar. Ob es einen Zusammenhang zu Wikileaks gab, war zunächst nicht klar.

Sein Londoner Anwalt Mark Stephens hatte sich über die Haftbedingungen für seinen Mandanten beschwert. Er dürfe seine Zelle nur für rund eine halbe Stunde am Tag verlassen und weder mit anderen Gefängnisinsassen Kontakt aufnehmen, noch die Bücherei nutzen oder Fernsehen schauen. Er stehe unter 24-Stunden-Überwachung.

Dem 39 Jahre alten Australier wird in Schweden der sexuelle Missbrauch zweier Frauen vorgeworfen. Der Haftbefehl war bereits mehrmals erlassen und wieder aufgehoben worden. Nachdem Schweden einen EU-weiten Haftbefehl gegen ihn ausgestellt hatte, stellte sich Assange am vergangenen Dienstag den britischen Behörden. Diese müssen über eine Auslieferung an Schweden entscheiden.

dpa

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