Kampusch: Es gab nur einen Täter

Österreichische Justiz zieht jetzt nach mehr als zehn Jahren und drei Ermittlungsverfahren den Schlussstrich unter den spektakulären Fall. Keine Komplizen, keine Spur nach Deutschland.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Auch drei Jahre nach ihrer Flucht aus der Geiselhaft leidet die knapp 22-jährige Natascha Kampusch (Foto) noch an den Folgen ihrer jahrelangen Isolation.
dpa Auch drei Jahre nach ihrer Flucht aus der Geiselhaft leidet die knapp 22-jährige Natascha Kampusch (Foto) noch an den Folgen ihrer jahrelangen Isolation.

Österreichische Justiz zieht jetzt nach mehr als zehn Jahren und drei Ermittlungsverfahren den Schlussstrich unter den spektakulären Fall. Keine Komplizen, keine Spur nach Deutschland.

WIEN Ihr Martyrium dauerte achteinhalb Jahre. Doch es hätte schon nach einem Monat beendet sein können – wenn einem Polizisten kurz nach der Entführung von Natascha Kampusch im März 1998 nicht ein verhängnisvoller Irrtum unterlaufen wäre, als einiges auf den Täter hindeutete. Nach mehr als zehn Jahren und drei Ermittlungsverfahren wurde jetzt ein Schlussstrich unter den spektakulären Entführungsfall gezogen.

„Dass der Hinweis auf Wolfgang Priklopil falsch bewertet wurde, ist damals in der Hektik der Ereignisse passiert. Das war ein großer Fehler, der in meinem Verantwortungsbereich lag“, räumte am Freitag erstmals so deutlich Ernst Geiger, zuständiger Ermittler im österreichischen Bundeskrimninalamt, ein.

Doch eigentlich ging es bei diesem dritten Verfahren um die im Jahr 2008 aufgetauchte Frage, ob der Täter Wolfgang Priklopil (der unmittelbar nach der Flucht Nataschas Selbstmord beging) Komplizen gehabt habe. Die Zeugenaussage eines zwölfjährigen Mädchens hatte dies nahe gelegt. Denn sein Freund H. hatte sich bei Vernehmungen in Widersprüche verwickelt, frühere Aussagen widerrufen, zugegeben, dass er über die Entführung informiert war.

Im Abschlussbericht stellt der Leiter der Wiener Oberstaatsanwaltschaft, Werner Pleischl, aber fest, dass Priklopil eindeutig keine Komplizen oder Mitwisser gehabt habe.

„Wir sind sicher, dass es keine Mittäter gab“, betonte Ernst Geiger bei der gemeinsamen Pressekonferenz von Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei. Wolfgang Priklopil habe die Tat alleine geplant und ausgeführt. Natascha Kampusch sei ein zufälliges Opfer gewesen, es habe keinerlei Verbindungen von Priklopil zu irgendeiner Person im Umfeld von Kampusch gegeben.

Im Zuge einer Hausdurchsuchung in Deutschland wurde Beweismaterial bei einem deutschen Grafiker sichergestellt. Er hatte behauptet, im Internet auf ein Video von Kampusch in deren Verlies gestoßen zu sein – was sich aber als Unwahrheit herausstellte. Auch die jüngsten Gerüchte, dass Kampusch zweimal freiwillig zu ihrem Entführer zurückgekehrt ist, sind unwahr. Sie stammen von einem Mann, der sich im Internet als Natascha Kampusch ausgab. „Er hat mit der Sache aber nichts zu tun“, so Staatsanwalt Thomas Mühlbacher.

Kampuschs Medienberater erklärten, die 21-Jährige wünsche „sich nun, dass diese haarsträubenden Gerüchte ein Ende finden“. Sie sei erleichtert, dass durch die Ermittlungen eine Reihe von Behauptungen aus der Welt geschafft werden konnten.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.