Kampusch-Entführer hatte einen Mitwisser

«Da war immer nur ein Täter», sagt die Österreicherin Kampusch. Zwar habe sie einen Freund ihres Entführers noch in Gefangenschaft kurz gesehen, doch «nie als Täter wahrgenommen». Ermittlern hat Ernst H. jedoch Interessantes gestanden.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Nach der Flucht: Entführungsopfer Natascha Kampusch
AP Nach der Flucht: Entführungsopfer Natascha Kampusch

WIEN - «Da war immer nur ein Täter», sagt die Österreicherin Kampusch. Zwar habe sie einen Freund ihres Entführers noch in Gefangenschaft kurz gesehen, doch «nie als Täter wahrgenommen». Ermittlern hat Ernst H. jedoch Interessantes gestanden.

Der Entführer der Österreicherin Natascha Kampusch soll kurz vor seinem Tod die Tat seinem Freund Ernst H. gestanden haben. Dies habe Ernst H., gegen den inzwischen auch ermittelt wird, am Wochenende bei seiner Vernehmung gesagt, berichtete der Anwalt des Mannes, Manfred Ainedter, der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Die heute 21-jährige Kampusch bekräftigte in einem vom ORF ausgestrahlten Interview die Einzeltäter-Theorie. Ob Ernst H. als Mittäter infrage komme, könne sie so nicht beantworten, sagte das Entführungsopfer: «Ich habe ihn nie als Täter wahrgenommen.» Außerdem habe sie ihn erst gegen Ende ihrer Gefangenschaft im Jahr 2006 kennengelernt und ihm nur einmal die Hand gegeben.

Als Täter habe sie immer nur ihren Entführer Wolfgang Priklopil gesehen: «Da war immer nur ein Täter.» Dass die Ermittlungen momentan neu aufgerollt werden, sei jedoch sinnvoll und sei auch in ihrem Interesse. Ob es außerhalb ihrer Kenntnis noch Mittäter gegeben hätte, werde wohl nie ganz geklärt werden.

Anklage wegen Beihilfe möglich

Das lange Schweigen des Priklopil-Freundes H. erklärte sein Anwalt mit der Angst, «mit hineingezogen zu werden». Ihm könne nun möglicherweise eine Anklage wegen Beihilfe zum Selbstmord drohen. Wolfgang Priklopil hatte 1998 die damals zehnjährige Kampusch auf dem Schulweg entführt und achteinhalb Jahre in einem Kellerverlies gefangen gehalten. Im August 2006 gelang ihr aus eigener Kraft die Flucht, ihr Entführer warf sich noch am selben Tag vor einen Zug.

Stundenlange Gespräche

Nach den Angaben von Ernst H. hatte Priklopil wenige Stunden vor seinem Selbstmord bei ihm eine Art «Lebensbeichte» abgelegt, in der er die Entführung gestand. Details wollte der Anwalt nicht bekanntgeben, sein Mandant habe aber den Suizid Priklopils nicht verhindern können. Ernst H. war selbst vor einigen Tagen als möglicher Mittäter ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten, die den Fall nach Ermittlungspannen neu aufrollt. «Es besteht der Verdacht, dass er an der Entführung beteiligt war», sagte der Erste Oberstaatsanwalt Thomas Mühlbacher vor etwa einer Woche der dpa. Der Anwalt von Ernst H. geht aber davon aus, dass das Verfahren eingestellt wird.

Kampusch selbst war vor einigen Tagen ebenfalls erneut stundenlang von der Staatsanwaltschaft vernommen worden. «Ich bin froh, dass so einige Missverständnisse ausgeräumt werden konnten», sagte die 21-Jährige. Ihre in der Vergangenheit als widersprüchlich bezeichneten Aussagen seien nur Missverständnisse gewesen. (dpa/nz)

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.