Kampf der Plastiktüte

Einmal benutzt und schon ausgedient: Die EU will den Verbrauch reduzieren. Ihr Ziel: Nur noch 40 Stück pro Person
von  Rosemarie Vielreicher

Erst tragen wir in Plastiktüten unsere Einkäufe nach Hause. Danach liegen die Einwegtüten überall – im Gebüsch, in Wäldern und im Meer. Keiner will das dann gewesen sein. Fakt ist aber: Im Jahr 2010 gelangten zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Müll ins Meer. Gegen diese Umweltverschmutzung will die EU nun vorgehen und den Plastiktüten-Verbrauch drastisch einschränken.

Das Ziel ist hochgesteckt: Pro Jahr sollen es je EU-Bürger nur noch 40 Tüten im Schnitt sein. Wie das die einzelnen Länder umsetzen, ist offen: Von mehr Geld für die Tüten bis hin zu einem Verbot soll alles möglich sein, hieß es gestern. Allerdings sind nicht alle Plastikbeutel davon betroffen. Ausgenommen sind robuste Mehrfachtüten oder extrem dünne Tüten, wie etwa für Obst und Gemüse. Der EU-Durchschnitt liegt bislang bei 198 Einweg-Plastikbeuteln pro Person im Jahr.

Portugal gehört zu den großen Verschwendern

Der Vergleich zwischen den einzelnen Ländern zeigt, dass einige ziemlich viel zu tun haben werden, um ihren Plastiktüten-Verschleiß einzudämmen, andere dagegen weniger. Dazu gehört auch Deutschland, wie ein Begleitpapier zum Vorschlag der EU-Kommission zeigt. Jeder Deutsche nimmt pro Jahr 64 leichte Einwegtüten, insgesamt benutzen sie 71 Plastiktüten. Dagegen sind es etwa in Portugal über 500 Tüten pro Kopf. Auch Tschechien, Griechenland und Italien liegen deutlich über dem EU-Schnitt. Für die Umsetzung haben die einzelnen Staaten bis 2025 Zeit.

Wie es Deutschland handhaben will, ist noch nicht klar. Konkrete Schritte habe die Bundesregierung noch nicht geplant, hieß es gestern. Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus, als würden Plastiktüten künftig in der Bundesrepublik verboten. „Bei einer Abwägung von Aufwand und Nutzen spricht derzeit aus unserer Sicht nichts dafür, in Deutschland Abgaben oder gar Verbote zur Reduzierung des Verbrauchs an Plastiktüten einzuführen“, hieß es gestern dazu aus dem Bundesumweltministerium.

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