Kampf den Coffee-to-go-Bechern

Nur ein Heißgetränk – und nach durchschnittlich 15 Minuten landen sie im Müll. Verschwendung, beklagen Umweltschützer. Sie wollen jetzt mehr Mehrweg und die Papp-Teile um 20 Cent verteuern.
Christoph Elzer / Onlineredaktion |
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Die Krönung des Müllbergs: Kaffee-Einwegbecher.
Imago Die Krönung des Müllbergs: Kaffee-Einwegbecher.

Berlin - Eine genüssliche Tasse Kaffee. Morgens, nach dem Essen und vielleicht auch nachmittags noch eine. Doch wenn’s mal wieder stressig in der Arbeit ist oder es beim Einkaufen schnell gehen muss, wird’s nichts mit der gemütlichen Tasse.

Dann kommt der Kaffee in den Einwegbecher und der danach in die Tonne. Das Problem: Das machen viele Menschen so. Und deswegen quillen die Abfallbehälter in deutschen Städten seit Jahren über – vor Coffee-to-go-Bechern.

Gegen dieses Müllproblem will jetzt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aktiv kämpfen, sie hat gestern in der Hauptstadt Berlin die neue Kampagne „Becherheld – Mehrweg to go“ gestartet.

Der Kaffeemüll in Zahlen:

Jährlich werden in Deutschland 2,8 Milliarden Einwegbecher für Kaffee benutzt. Das sind so viele, dass die Becher aufeinandergestellt sieben Mal die Erde umrunden könnten.

Dafür werden 64 000 Tonnen Holz verwendet. Aber das ist noch nicht alles: Die Produktion dieser Becher verschlingt weitere 1,5 Milliarden Liter Wasser, 11 000 Tonnen Kunststoff und so viel Energie, dass eine Kleinstadt ein Jahr lang versorgt werden könnte. Und das alles für ein Gefäß, das im Schnitt nicht länger als 15 Minuten benutzt wird.

Die Deutsche Umwelthilfe kommt deswegen zu dem Fazit: „Coffee- to-go-Becher sind ein wahrer Fluch für die Umwelt.“

Was die Umwelthilfe fordert:

Seit gestern läuft in Berlin die Kampagne „Becherheld – Mehrweg to go“. Unter anderem mit Plakaten sollen Verbraucher darauf aufmerksam gemacht werden: Einmal daraus trinken und dann ab in den Müll? Das muss gar nicht sein. Es gibt Alternativen, und zwar gute.

Einerseits will die Umwelthilfe die großen Kaffeeketten dazu bringen, Mehrweg-Systeme einzuführen. Vorstellbar wären etwa Becher, die von Filialen verschiedener Ketten akzeptiert und für die Wiederverwertung gereinigt würden.

Es sollte aber auch möglich sein, dass man seinen eigenen Becher von zu Hause mitbringt und sich im Geschäft mit Kaffee befüllen lässt, so ein Vorschlag der Kampagne.

Die Forderungen gehen aber noch weiter. Papp-Becher zum Mitnehmen sollten etwas kosten. Die Umwelthilfe argumentiert so: Der Coffee-to-go-Becher ist bislang umsonst. Wird dafür eine Abgabe verlangt, dann werden auch weniger zum Wegwerf-Becher greifen, glauben die Umweltschützer. Sie wollen deswegen eine Abgabe von 20 Cent pro Becher durchsetzen. „Eine Abgabe auf Coffee-to-go-Becher ist längst überfällig, um dem Problem Herr zu werden“, sagt Thomas Fischer, Leiter für Kreislaufwirtschaft von der Deutschen Umwelthilfe.

Was Kaffeetrinker darüber denken:

Die Umwelthilfe hat per Telefon 1001 Berliner befragt. Demzufolge finden 75 Prozent der Befragten, Wegwerfbecher sollten etwas kosten. Und 92 Prozent sagen sogar, die Politik muss etwas gegen den Verpackungsmüll tun.

Die Kritik:

„Wenn der Kunde seinen mitgebrachten Porzellanbecher der Servicekraft zum Auffüllen über die Theke reicht, dann wird es bedenklich“, sagt der Leiter der Lebensmittelüberwachung der Stadt Köln, Roland Braun.

Aus seiner Sicht wäre das ein Verstoß gegen die Hygienevorschriften. Denn er sagt: „Wenn einer unserer Kontrolleure das sieht, dann wird er den Geschäftsinhaber ermahnen.“ Sollte das nicht fruchten, drohe              sogar ein Bußgeld. Braun malt die Situation noch weiter schlecht aus: „Stellen Sie sich mal vor, da zieht jemand den Becher aus seiner Tasche, in der auch ein benutztes Taschentuch und ein Leckerli für den Hund liegen.“

Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes, Holger Preibisch, warnt vor einer „Verkeimung“ von Kaffeemaschinen.

Warum Mehrweg auch den Kaffee-Genuss verbessert:

Mehrweg schützt nicht nur die Umwelt und reduziert den Müll, die Becher haben auch weitere Vorteile, wie ein Test der Verbraucherzentrale Hamburg herausgefunden hat: Während der zu Beginn 92 Grad heiße Kaffee in einem einwandigen Pappbecher nach 20 Minuten auf 70 Grad abgekühlt war, waren es bei den Mehrwegbechern aus Edelstahl und/oder Kunststoff 80 bis 64 Grad.

Je länger der Kaffee im Becher ist, desto besser schnitten die getesteten Mehrwegprodukte ab: Nach 60 Minuten waren es 45 Grad im Pappbecher, 61 bis 44 Grad in den dauerhaften Bechern.

Die sechs Modelle in dem Marktcheck der Hamburger Verbraucherzentrale von November 2014 kosteten zwischen 4,90 und 11,86 Euro. Ein Schnäppchen.

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