Kampf dem Stalking

Meistens belästigen Männer ihre Ex-Frau nach der Trennung. In Berlin eröffnet eine Beratungsstelle – nicht für die Opfer, sondern für die Täter
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Stalker terrorisieren ihre Opfer häufig per Telefon. Foto: dpa
dpa Stalker terrorisieren ihre Opfer häufig per Telefon. Foto: dpa

Meistens belästigen Männer ihre Ex-Frau nach der Trennung. In Berlin eröffnet eine Beratungsstelle – nicht für die Opfer, sondern für die Täter

BERLIN Drei Monate saß er bereits in Haft, weil er seine Ex-Freundin beharrlich verfolgt hat. Doch kaum entlassen lauerte der Mann aus Wien ihr wieder auf, brachte sogar einen Peilsender am Pkw an, um sie verfolgen zu können. Wegen des Stalking – dem dauernden Auflauern – traute sich die Ex-Freundin kaum noch aus dem Haus. Erneut vor Gericht erklärte der Mann vergangene Woche: „Ich bin in einer ganz gestörten Gefühlswelt. Ich bin komplett durcheinander.“

Ein Fall für den Psychologen – oder die Berliner Beratungsstelle „Stop Stalking“. Die Einrichtung ist die erste in Deutschland, die sich nicht den Opfern annimmt, sondern den Stalkern selbst. Fünf Psychologen und Sozialarbeiter helfen Menschen, die nicht aufhören können, andere zu belästigen.

Sich der Tat bewusst sein

„Wir leisten Pionierarbeit“, sagt Leiter Wolf Ortiz-Müller, der vom ersten Ansturm auf die Stelle geradezu überrannt wurde. „Stop Stalking“ arbeitet mit der Berliner Polizei zusammen. „Die Beamten informieren die Täter über uns, wenn gegen sie eine Anzeige vorliegt.“ In einem ersten Gespräch stellen Psychologen dann fest, ob der Stalker sich seiner Tat überhaupt bewusst ist. Eine wichtige Vorraussetzung, um dem zwanghaften Verhalten entgegenzutreten.

„Stop Stalking“ hat keine Ambition bundesweit zu einem Modell zu werden. „Wir sind nur in Berlin tätig“, stellt Ortiz-Müller fest. Dabei gibt es auch immer wieder in Bayern Stalker. Und nicht wenige: 142 Fälle meldet die Münchner Polizei im vergangenen Jahr, 553 Anzeigen gegen Stalker gab es bayernweit.

Nicht gleichzusetzen mit Liebeskummer

Stalken, das kennt man vor allen von den Promis. Steffi Graf ist es passiert, auch Madonna, Steven Spielberg und dem Volksmusik-Duo Marianne und Michael. Doch fanatische Fans die ihren Idolen auflauern – das ist die Ausnahme. „Klassischer Weise trennt sich ein Pärchen, der eine Teil kann das nicht akzeptieren und fängt an den Ex-Partner zu verfolgen“, sagt Arno Helfrich von der Münchner Polizei. Dabei ist Stalking nicht mit gelegentlichem Liebeskummer gleichzusetzen. „Stalking ist dauerhaft, das Opfer ist in seinem Leben deutlich beeinträchtigt“, sagt Helfrich.

Viele der überwiegend gestalkten Frauen haben Panikattacken, können nachts nicht schlafen und zucken schon beim Klingen des Telefons zusammen. „Stalker machen gerne anonyme Schweigeanrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit, schicken Geschenke oder schreiben massenweise SMS“, sagt Helfrich. „Das ein Stalker einer Person wirklich auflauert ist, in München eher selten.“

Anne Kathrin Koophamel

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