Kalorienbomben für Kinder

Mit welchen Methoden die Nahrungsindustrie zu fette und zu süße Snacks an die kleinen Kunden bringt – und damit deren Fettleibigkeit fördert
M. Heinrich |
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Leckerschmecker: Smarties, Limonade, Gummibärchen - alles tolle bunte Lebensmittel, die Kinder magisch anziehen. Ein gefundenes Fressen für die Lebensmittelindustrie: Sie gibt für Schokolade und Süßwaren das meiste Geld aus - dabei sind "kindgerechte" Snacks dauerhaft Gift für Gesundheit und Figur - sehen Sie hier, warum...
dpa/foodwatch 10 Leckerschmecker: Smarties, Limonade, Gummibärchen - alles tolle bunte Lebensmittel, die Kinder magisch anziehen. Ein gefundenes Fressen für die Lebensmittelindustrie: Sie gibt für Schokolade und Süßwaren das meiste Geld aus - dabei sind "kindgerechte" Snacks dauerhaft Gift für Gesundheit und Figur - sehen Sie hier, warum...
In einem Marktcheck hat sich foodwatch das Angebot der Lebensmittelindustrie an Kinderlebensmitteln angeschaut – Produkte also, die von den Herstellen als speziell für Kinder geeignet beworben oder mithilfe von Comicfiguren oder Spielzeug-Beigaben gezielt an Kinder vermarktet werden. Insgesamt 1.514 Produkte wurden analysiert...
foodwatch 10 In einem Marktcheck hat sich foodwatch das Angebot der Lebensmittelindustrie an Kinderlebensmitteln angeschaut – Produkte also, die von den Herstellen als speziell für Kinder geeignet beworben oder mithilfe von Comicfiguren oder Spielzeug-Beigaben gezielt an Kinder vermarktet werden. Insgesamt 1.514 Produkte wurden analysiert...
Kinder verzehren ohnehin zu viel Fleisch und Wurstprodukte. Doch Lebensmittelhersteller bewerben häufig auch solche Produkte gezielt an Kinder und zwar zum "täglichen Verzehr". Doch viele dieser Produkte enthalten zu viel Fett und Salz - der sichere Weg zu einem erhöhten Blutdruck im Erwachsenen-Alter.
foodwatch 10 Kinder verzehren ohnehin zu viel Fleisch und Wurstprodukte. Doch Lebensmittelhersteller bewerben häufig auch solche Produkte gezielt an Kinder und zwar zum "täglichen Verzehr". Doch viele dieser Produkte enthalten zu viel Fett und Salz - der sichere Weg zu einem erhöhten Blutdruck im Erwachsenen-Alter.
Spielzeug oder Lebensmittel? Bei manchen Produkten, die speziell an Kinder vermarktet werden, verschwimmt diese Grenze. Wirft man einen Blick auf die Inhaltsstoffe, weiß man warum: Zucker, Zucker, Zucker. Die bunten Verpackungen sollen davon natürlich ablenken, ihre Wirkung bei übermäßigem Verzehr zeigt sich jedoch schnell: Übergewicht.
foodwatch 10 Spielzeug oder Lebensmittel? Bei manchen Produkten, die speziell an Kinder vermarktet werden, verschwimmt diese Grenze. Wirft man einen Blick auf die Inhaltsstoffe, weiß man warum: Zucker, Zucker, Zucker. Die bunten Verpackungen sollen davon natürlich ablenken, ihre Wirkung bei übermäßigem Verzehr zeigt sich jedoch schnell: Übergewicht.
Unternehmen versuchen, Kinder so früh wie möglich an die eigene Marke zu binden und in jungen Jahren Geschmacksprägung für ein ganzes Leben zu erreichen. Ist Hänschen ein treuer Kunde, bleibt es Hans erst recht. Egal ob im Supermarkt oder auf Sportveranstaltungen, im Fernsehen oder im Internet: Die Industrie bombardiert Kinder mit Werbung. Insbesondere die Hersteller zuckriger, ungesunder Frühstücksflocken versuchen ihre Produkte mithilfe von Gewinnspielen, Rätseln und Spielen für Kinder besonders begehrenswert zu machen.
foodwatch 10 Unternehmen versuchen, Kinder so früh wie möglich an die eigene Marke zu binden und in jungen Jahren Geschmacksprägung für ein ganzes Leben zu erreichen. Ist Hänschen ein treuer Kunde, bleibt es Hans erst recht. Egal ob im Supermarkt oder auf Sportveranstaltungen, im Fernsehen oder im Internet: Die Industrie bombardiert Kinder mit Werbung. Insbesondere die Hersteller zuckriger, ungesunder Frühstücksflocken versuchen ihre Produkte mithilfe von Gewinnspielen, Rätseln und Spielen für Kinder besonders begehrenswert zu machen.
Ob "Geflügel-Dinos" oder Bärenwurst - bei Produkten für Kinder lohnt sich besonders der Blick auf die Inhaltsstoffe...
dpa 10 Ob "Geflügel-Dinos" oder Bärenwurst - bei Produkten für Kinder lohnt sich besonders der Blick auf die Inhaltsstoffe...
...und den Preis: Denn genauso wie bei Light-Produkten zahlen Kunden hier oft mehr.
dpa 10 ...und den Preis: Denn genauso wie bei Light-Produkten zahlen Kunden hier oft mehr.
Mit enormem Marketing-Aufwand werden insbesondere Schokolade und Süßwaren beworben. Werbung für gesunde Produkte oder gar Obst und Gemüse? Meistens Fehlanzeige.
foodwatch 10 Mit enormem Marketing-Aufwand werden insbesondere Schokolade und Süßwaren beworben. Werbung für gesunde Produkte oder gar Obst und Gemüse? Meistens Fehlanzeige.
Ergebnis des foodwatch-Marktchecks: Fast drei Viertel der Produkte fallen in die rote Kategorie
an der Spitze der Pyramide. Hier sehen Sie, wie man sich richtig ernähren sollte...
foodwatch 10 Ergebnis des foodwatch-Marktchecks: Fast drei Viertel der Produkte fallen in die rote Kategorie an der Spitze der Pyramide. Hier sehen Sie, wie man sich richtig ernähren sollte...
Ausgewogen: Milch, Brot (am besten Vollkorn) und Obst geben den Kindern Power und sind gesund.
dpa 10 Ausgewogen: Milch, Brot (am besten Vollkorn) und Obst geben den Kindern Power und sind gesund.

Berlin -  Sie heißen „Bärchen SchlaWiener“, „Mini Wini“, „Zauberfleks“ oder „Eis Simsalabim Kon Tiki“. Auf den Packungen sind das Sandmännchen abgebildet, „Hello Kitty“-Figuren oder „Pu der Bär“. Doch die Lebensmittel, die die Packungen enthalten, sind alles andere als kindergerecht. Im Gegenteil. „Viel zu süß und viel zu fett“, nennt die Verbraucherorganisation Foodwatch die Nahrungsmittel für den Nachwuchs. Und legt noch eins drauf. „Die Lebensmittelindustrie stellt bewusst ungesunde Kinder-Produkte her“, sagt Foodwatch-Expertin Anne Markwardt.

Genau 1514 speziell auf Kinder zugeschnittene Angebote in Supermärkten und Discountern wurden unter die Lupe genommen – mit einem niederschmetternden Ergebnis: Drei Viertel der Waren mussten von den Prüfern beanstandet werden. Sie sind ernährungsphysiologisch minderwertig, stark zucker- oder fetthaltig, aromatisiert und häufig stark verarbeitet. Das gilt keinesfalls nur für klassische Süßigkeiten – auch Lebensmittel, die prinzipiell ausgewogen sein könnten, wie Frühstücksflocken oder Milchprodukte, sind fast immer Zucker- und Kalorienbomben.

Nur 12,4 Prozent der Produkte seien, so die Tester, unbedenklich.

Alle untersuchten Lebensmittel richten sich durch die Aufmachung oder Platzierung durch den Hersteller ganz gezielt an Kinder. Dies sei der Fall, so Anne Markwardt, wenn die Verpackung mithilfe von Comic- oder anderen bei Kindern beliebten Figuren gestaltet ist, das Produkt mit Gewinnspielen für Spielzeug, Eintritt in Freizeitparks oder ähnliches vermarktet wird oder Lebensmittel verniedlicht dargestellt sind – zum Beispiel Schokolinsen mit Augen oder Händen und Füßen.

Warum die Nahrungsmittelindustrie – wenn sie schon spezielle Kinderangebote machen – nicht gesündere Lebensmittel anbietet, hat für Anne Markwardt einen eindeutigen Grund: „Mit Obst und Gemüse lässt sich nur wenig Profit machen – mit Junkfood und Softdrinks schon.“ Ersteres bringt nur Gewinne von weniger als fünf Prozent. Die Umsatzrenditen bei Süßwaren, Softdrinks und Snacks erreichen dagegen 15 Prozent. „Die Firmen haben betriebswirtschaftlich größtes Interesse daran, möglichst viele unausgewogene Produkte zu verkaufen und die Kinder so früh wie möglich auf ungesundes Junkfood zu programmieren“, sagt Markwardt.

Die Folgen sind bekannt – werden aber von Produzenten und Politik ignoriert: Gerade mal die Hälfte der Kinder isst die empfohlene Menge an Obst und Gemüse, konsumiert aber weit mehr als 200 Prozent der empfohlenen Menge an Süßwaren und Softdrinks. Dadurch ist der Anteil übergewichtiger Kinder in den zwei Jahrzehnten um 50 Prozent gestiegen. Mehr als jedes siebte Kind ist zu dick, sechs Prozent sind fettleibig. „Bärchen SchlaWiener“, „Mini Wini“ und „Eis Simsalabim Kon Tiki“ sind daran nicht unschuldig.

 

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