Kaiserin im Salon: Maximilian Schell genoss und schwieg

Schauspiel-Legende stirbt mit 83-Jahren nach Rücken-OP: Leute-Kolumnist Michael Graeter über Maximilian Schell, den Schwerenöter mit den klugen Augen.
von  Michael Graeter

Schauspiel-Legende stirbt mit 83-Jahren nach Rücken-OP: Leute-Kolumnist Michael Graeter über Maximilian Schell, den Schwerenöter mit den klugen Augen.

Max Schell ließ nichts anbrennen. Man sah es nicht auf Anhieb, aber seine klugen Augen entlarvten ihn als Schwerenöter. Er war aber einer der Spezies, die genossen und schwiegen, ein zärtlicher Verführer ohne große Bindungsneigung.

Lange Zeit pflegte er ein Bratkartoffel-Verhältnis mit der Münchner Cutterin Dagmar Hirtz. Ein Geraune ging vor Jahren durch das Feinschmecker-Restaurant „Humplmayr“, dem besten Lokal Deutschlands, als Maximilian mit Ex-Kaiserin Soraya im „Roten Salon“ auftauchte. Der Kontakt mit der Schlagzeilen-Königin veredelte seinen Liebhaber-Status wie auch den von Gunter Sachs, der ebenfalls der abhanden gekommenen Ehefrau des persischem Schahs den Hof machte. Gräfin Marie Waldburg fand Max diskret verlockend und gab ihr so manche nette News für ihre Zeitungsspalte. Da haben es weibliche Gesellschaftsreporter eben leichter.

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1986 empfand der globetrottende Weltstar gutbürgerliche Gefühle und ging mit Lenin-Preisträgerin Natalja Andrejtschenko zum Standesamt. Man wollte es fast nicht glauben. Die Ehe mit der schönen Russin währte bis 2002. Im letzen Sommer gab Maximilian der Sopranistin Iva Mihanovic das seltene Ja-Wort eines in die Jahre gekommenen Schells.

Zweimal kreuzten sich privat unsere Wege, ohne dass richtig klar war, dass Schell und ich auf gleichem Jagdgrund operierten. Das erste Mal vor Jahren im Hotel Conti in München, das es leider nicht mehr gibt: Sängerin Michelle von der Gruppe „The Mamas and the Papas“ gewährte mir in ihrer Suite ein Vormittags-Interview. Als ich gegen 11.30 Uhr ihr Hotelzimmer im dritten Stock verließ, kam Schell um die Ecke. Ein kurzer Gruß, ein Murmeln und ein Starren in die Teppichboden-Auslegeware. Ich lief weiter und drehte mich bei der nächsten Gang-Abzweigung noch mal um und wollte sehen, wohin er ging. Ich sah deutlich, dass er an der Tür von Michelle klopfte und verschwand.

Das zweite Mal im Luxus-Tempel Tantris: Ich saß mit Mick Jaggers Ex-Frau Bianca beim Abendessen in dem Sterne-Restaurant, als ein Ober auftauchte und bat, Frau Jagger möge ans Telefon kommen. Ich winkte ab und ging für sie ran.

Ein russischer Wortschwall dröhnte in mein Ohr. Ich täuschte mich nicht: Es war unüberhörbar die Stimme von Max, der wohl auf Peter, der Große, machte. Als ich erneut fragte, wer denn am Apparat sei und sogar noch „Maximilian, bist Du es?“ hinzufügte, wurde schnell aufgelegt.

Bei den Vorbereitungen von „Peter, der Große“ gab er mir auf Zutun von Produzent Karel Dirka, mit dem Max in Paris die Oscar-nominierte Doku „Marlene“ über Superstar Marlene Dietrich in ihrem Appartement in der Avenue Montaigne drehte, damals das einzige Interview. Die Story fand Maximilian Schell in Ordnung, aber wegen der Überschrift, die ich nachweislich nicht gemacht hatte, war er mit mir lange böse. Die Redaktion betitelte die Reportage mit „Schell speckt ab".

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