Kachelmann: Jetzt spricht Claudia D.

Sie ist die Frau, die den Wettermoderator vor Gericht brachte. Die 38-Jährige erzählt erstmals ihre Sicht der Dinge: über die Beziehung, über ihr Leiden im Prozess und über das Urteil.
von  AZ
Die Ex-Geliebte von Jörg Kachelmann Claudia D.: Eine Autogrammkarte der Radiomoderatorin
Die Ex-Geliebte von Jörg Kachelmann Claudia D.: Eine Autogrammkarte der Radiomoderatorin © ho

München - Im Gericht trat sie nur mit dunkler Sonnenbrille auf. Claudia D., die Wettermoderator Jörg Kachelmann wegen Vergewaltigung vor Gericht brachte, wollte nicht erkannt werden. Am 31. Mai endete der monatelange Prozess mit einem Freispruch für Kachelmann. Während Jörg Kachelmann sich öffentlich äußerte, hat Claudia D. geschwiegen. Doch jetzt gab sie der Zeitschrift „Bunte“ ein ausführliches Interview, und ließ sich zudem fotografieren. Eine Flucht – nach vorne.

„Ich war fassungslos, als ich das Urteil hörte“, sagt die 38-Jährige Radiomoderatorin. „Es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Ich konnte es nicht glauben, dass dieses Gericht nicht die Wahrheit sehen wollte. Das habe ich nicht verstanden. Und ich verstehe es bis heute nicht.“

In der Nacht vom 9. Februar soll Jörg Kachelmann seine damalige Freundin mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben. „Das letzte, was ich je von ihm gehört habe, war: Wenn du was erzählst, bringe ich dich um.“ So hat es Claudia D. der Polizei berichtet, als sie Kachelmann anzeigte. Einen Schritt, den sie heute bereut. Die „Medienhölle“ und die „Hexenjagd im Internet“ – „das hat mich immer wieder getötet“, sagt sie. „Dem lustigen Wetteronkel aus dem Fernsehen traut man nichts Böses zu, weil die Öffentlichkeit ja nicht ahnt, was wirklich hinter der Maske steckt. Ich hatte von Anfang an keine Chance gegen ihn.“

Dafür gibt sich Claudia D. aber auch selbst die Schuld. Sie hatte die Polizei anfangs belogen, in dem sie behauptete, erst am Tattag erfahren zu haben, dass Jörg Kachelmann eine Beziehung zu einer anderen Frau hat. Tatsächlich aber wusste sie schon vorher davon. „Ich konnte nicht mehr klar denken vor lauter Angst und Scham“, erklärt sie nun ihr Verhalten. Als sie sich endlich dazu entschlossen hatte, zur Polizei zu gehen, habe sie sich in die Vorstellung verrannt, dass ihr niemand glauben würde, wenn sie erzählte, dass sie schon monatelang wusste, dass er mit einer anderen Frau in Kanada war.

Elf Jahre waren die Radiomoderatorin und der Wettermann ein Paar, telefonierten täglich, schickten sich E-Mails, sahen sich oft ein Mal in der Woche. „Er sagte mir ständig, dass er mich liebt“, erzählt Claudia D. „Wir waren gemeinsam in Deutschland unterwegs. Er hat mir auch nie das Gefühl gegeben, dass er mich versteckt.“ Und „Lausemädchen“, so wie die anderen Frauen, hätte er sie auch nie genannt. Für ihn war sie die Göttin, die Schöne und die Wunderbare.

Zeiten, die längst vergangen sind. Dass Jörg Kachelmann schon wenige Stunden nach dem Urteil im Internet gegen die Medien wetterte, zeige doch nur, so Claudia D., sein wahres Gesicht. „Ja, das kann er, andere beschimpfen und bloßstellen“, sagt sie. Und redet sich in Rage: „Er hat ja auch kein Schuldbewusstsein. Er hasst Frauen, das hat er mir selbst gesagt. Er lügt und betrügt jeden um sich herum.“ Der Kampf geht weiter: Kachelmann hat Klage gegen alle angedroht, die behaupten, er sei gewalttätig gewesen. Dem sehe sie ganz gelassen entgegen, sagt sie. Und gegen das Mannheimer Urteil hat Claudia D. Revision eingelegt.

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