Jury hat gewählt - Kennen Sie das Jugendwort "Smombie"?

Schön flauschig bleiben, einmal so semi durch den schmandigen Gesichtsflokati gekämmt und ab zum reallifen. Gediegen dönieren, weil wegen Gönnertime, und so ein Kalbfleisch-Knoppers ist anders bambus. Oder gleich den Dönerteller-Versace, man muss sich halt auch mal was tebartzen. Danach gegen die Fresslähmung noch n’Movinger zum Technostrich, schön einen zerfeiern, endlaser.
Nichts verstanden? Oida, Oberfail, Sie sind so 2014! Aber jetzt schieben Sie nicht gleich so’n Film, es kann nicht nur Babos geben, und Sie sind sicher noch nicht der derbste Lauch. Das war: Jugendsprache. So, wie sie der Langenscheidt-Verlag jedes Jahr wieder sammelt. Aus dem Vokabular, das dabei zusammenkommt, wird dann das Jugendwort des Jahres gekürt.
Heuer ist es: Smombie. Das ist eine Wortschöpfung aus Smartphone und Zombie. Es beschreibt laut Langenscheidt einen Menschen, „der wie gebannt mit dem Handy über die Straße geht und nicht guckt, wohin er geht“.
Smombie also. Ob dieses Wort schon mal jemand benutzt hat, noch dazu aus der Generation der Jugend, ist nicht eindeutig überliefert. Anders gesagt: Man hat sich heuer eher für ein exotisches denn für ein populäres Jugendwort entschieden. Auf dem zweiten Platz landete „Earthporn“ als Begriff für eine schöne Landschaft. Unter den Top 10 waren auch „rumoxidieren“, „Discopumper“ und „Augentinnitus“ (siehe Kasten unten).
Nach einer Online-Abstimmung lag zunächst ein anderes Wort vorn: „merkeln“ als Synonym fürs Nichts tun, wenn man also keine Entscheidung trifft und erst mal abwartet. Passt auch gut in die Zeit, in der viele sich etwa mit Zusagen zu Veranstaltungen schwertun und sich alle Optionen immer bis zum Schluss offen halten. War der Jury dann aber offenbar nicht geilon genug.
„Nie gehört – aber es passt gut in unsere Gesellschaft“
2012 war es „Yolo“, als Abkürzung für den hedonistischen Satz „You only live once“ – man lebt nur einmal. Das Jahr darauf gewann der „Babo“, was „Boss“ oder „Anführer“ heißt. Und im vergangenen Jahr landete dann kein Wort ganz vorn, sondern ein Satz: „Läuft bei dir“. Heißt: Ja, dass es halt gut läuft beim Gegenüber. Oder, wenn man es ironisch meint, halt gerade nicht. Der Langenscheidt-Verlag übersetzte es damals mit „Du hast es drauf!“, aber auch als Synonym für „cool“ und „krass“.
So viel Swag haben die dort halt auch nicht, würden die Jugendsprecher sagen. Überhaupt, Sprachwissenschaftler sind für die Sprechergruppe mutmaßlich eh sowas wie verhaltensoriginelle Schneeengelschablonenleger mit Immatrikulationshintergrund.
In der Jury sitzen außerdem noch Journalisten, die sind qua Beruf schon Typ Captain Obvious, und dann noch Jugendliche. Von denen hört man bei der Verkündung von „Smombie“ übrigens recht oft: „Gehört hatte ich das vorher noch nie, aber es passt schon gut in unsere Gesellschaft und die heutige Zeit.“ Ein Gewinnerwort zwischen Slang und Soziologie also. Crank.
Checkst du nix, schaust du hier: das Glossar der Jugendsprache
Augentinnitus: das unangenehme Gefühl, von dummen Menschen umgeben zu sein
Babo: Chef
bambus: cool, krass
Captain Obvious: Schlaumeier
crank: abgefahren, erstaunlich
Discopumper: Trainiert nur dafür, um in der Disco gut auszusehen
Dönerteller-Versace: abgeleitet von der Mode-Designerin Donatella Versace
dönieren: Döner essen, vor allem am Abend
Du bis so 2014: veraltet sein
einen Film schieben: Panik machen
endlaser: super, abgefahren
flauschig bleiben: chillen, ruhig bleiben
geilon: Steigerung von geil
Fresslähmung: Müdigkeit/Völlegefühl nach dem Essen
Gesichtsflokati: Vollbart
Gönnertime: Zeit, sich was zu gönnen
Immatrikulationshintergrund: Person, die nicht richtig anpacken kann, ungeschickt ist, und daher wohl studiert hat
Kalbfleisch-Knoppers: Döner
Lauch: Laie
Movinger: Spaziergang
Oberfail: schwerwiegender Fehler, Versagen
Oida: bairisch für Alter, als Anrede
reallifen: nicht online sein
schmandig: schmierig
rumoxidieren: chillen, entspannen, rumhängen
Schneeengelschablonenleger: Nichtsnutz
semi: mäßig, so lala
shippen: eine Beziehung eingehen (abgeleitet von engl. relationship)
Swag: beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung, charismatische Aura
tebartzen: sich etwas Teures leisten
Technostrich: viele Technoclubs in direkter Nachbarschaft
übelst Weltraum: sehr geil
verhaltensoriginell: verrückt, seltsam
zerfeiern: so hart feiern, dass etwas/jemand kaputt geht