Juden- und Fremdenhass: Die kranke Welt des Neo-Druiden Burgos von Buchonia
Schwetzingen – 2008, also knapp sieben Jahre, bevor eine Spezialeinheit seine mittlerweile im baden-württembergischen Schwetzingen gelegene Wohnung stürmte, lebte B. noch in Bayern, genauer gesagt in Franken. Dort bot er unter anderem "fantastische Reisen in das märchenhafte Reich der Druiden" an – Wanderungen in der Röhn. "Mich daselbst nennt man seit über 2.500 Jahren Burgos von Buchonia", dokumentiert Osthessen News die Worte des Druiden, der einen Stab führte, in den die Runen der "Krafttiere" Bär und Falke eingeritzt waren.
Doch der lustige Waldschrat hat auch eine dunkle Seite, die mindestens seit dem Jahr 2013 auch online dokumentiert ist. Unter zahlreichen Facebook-Accounts und einem Profil beim russischen Facebook-Pendant VKontakte hetzt der angebliche Kelte hemmungslos gegen Juden und Ausländer.
"Wir benötigen eine Säuberungsaktion stalinistischen Ausmaßes", schreibt der erklärte Reichsbürger auf Facebook beispielsweise und fordert "die umgehende Vertreibung - und mehr - der Personen, die Deutsche Traditionen, Sitten und Gebraueche zu Gunsten von hier fremden Bittstellern verhindern und abschaffen wollen." Kritik an der EU ist bei ihm immer auch mit unverhohlenem Judenhass durchzogen: "Wann werden alle Bürger begriffen haben, dass die 12 Sterne Israels auf der EU Fahne ihren Untergang bedeuten?"
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"Mein Selbsterhaltungstrieb sagt mir, dass ich die Juden und Moslems vernichten muss"
Für Burgos den Druiden sind Grünen-Politiker "Toleranzbestien, die fremde Unkulturen hier etablieren wollen" und der Christopher Street Day ist für ihn ein "Tanz um ihr schwules Kalb". Seine Zukunftsvision dazu: "Die Islamisten werden bald schon für die göttliche 'Ordnung' sorgen. Wird das eine Freude, wenn Gut/Dummenschen ihre Sympathie zwischen Islam und Schwul teilen müssen."
Noch deutlicher wird er auf VKontakte, das von Rechtsextremen oft Facebook vorgezogen wird, weil dort überhaupt keine Löschung volksverhetzender Beiträge vorgenommen wird. B. schreibt dort: "Mein Selbsterhaltungstrieb sagt mir, dass ich die Juden und Moslems vernichten muss, bevor diese meine Sippe oder meine Familie vernichten."
Aber nicht nur im Internet zelebrierte Burghard B. seine Hasstiraden, auch im direkten zwischenmenschlichen Kontakt machte er nie einen Hehl aus seiner rechtsextremen Einstellung. Ein Video-Beitrag über sein Dasein als Druide, den B. selbst bei Facebook hochgeladen hat, wurde beispielsweise schon vor einem Jahr mit dem Satz "Läuft mir der Pisser auf einem Mittelalter-Markt nochmal über den Wege, bekommt er trotz seines Alters voll auf die Fresse, der Drecksnazi" kommentiert. Und ein weiterer Nutzer schrieb: "der Mann ist nicht nur komplett irre, sondern auch ein übler Antisemit und Hetzer". Wiederum ein anderer Nutzer attestierte vor elf Monaten: "Burghard B. ist ein krankhaft ultra-antisemitisches Dreckschwein!"
Irgendwann waren B., der sich selber auch als "Leiter der Menschenrechtsgruppe DIE WEISSEN" bezeichnet, seine verbalen Ausraster wohl nicht mehr genug und er beschloss, sich Gleichgesinnte für einen Anschlag gegen Polizisten oder Ausländer zu suchen. Oder in seinen eigenen Worten: "Töte deinen Feind, bevor er dich tötet. Mit Beten und Blümchen verteilen können wir die Mörderbanden nicht von ihrem Tun abhalten."
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"Wir haben mit dem Töten begonnen"
Am 7. Juni 2016 postete er auf VKontakte: "Wer hat Interesse am aktiven Widerstand?" Und als einer seiner rund 1.500 Freunde fragte, gegen wen sich der Widerstand richten solle, präzisierte B.: "Gegen die Besatzer und das Herrschende System." Am 12. Juni vermeldete er unter dem Titel "Bürgerwehr jetzt" dann: "Es sind einige, die mit dem Widerstand begonnen haben. ECHTER WIDERSTAND."
Irgendwann zu dieser Zeit hat dann offenbar auch der Verfassungsschutz begonnen, Burghard B. und die anderen Mitglieder der "Deutscher Widerstand" genannten Vereinigung zu beobachten. Burgos von Buchonia wusste davon natürlich nichts und postete ununterbrochen weiter seine Gewaltfantasien gegen Ausländer und Juden. Am 19. Februar 2016 schrieb er zunächst "Und seid gewiss: Juden sind keine Menschen", anschließend verkündete er sogar stolz: "WIR HABEN MIT DEM TÖTEN BEGONNEN." Inwiefern das den Tatsachen entspricht, müssen die Ermittlungsbehörden nun wohl aufarbeiten.

Dieses Bild postete Burgos' Mitverschwörer Karsten R. auf VKontakte. Foto: VK
Für den morgigen Freitag rief er zuletzt zu einem Treffen auf: "Einladung zum VEREINIGUNGSTREFFEN diverser patriotischer Gruppen: 27. 02. 2016 in Schwetzingen. Beginn 12.00 Uhr". Zu diesem Treffen wollte offenbar auch der Berliner Rechtsextreme Karsten R. kommen, der sich auf VKontakte so charakterisiert: "LIEBER STEHEND STERBEN, ALS KNIEEND LEBEN - Ich bin kein Sklave, sondern ein freier Mensch!"
Nach der Razzia am Mittwoch sitzen Burghard B und Karsten R. derzeit in Untersuchungshaft. Im Laufe des Tages will die Bundesanwaltschaft entscheiden, ob sie Haftbefehle wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung beantragt.
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