Josef F.: "Mein guter Kern"

Das Gutachten über den Sextäter von Amstetten: Er ist stolz, nur so wenig vergewaltigt zu haben.
von  Abendzeitung
Der Täter von Amstetten: Josef F.
Der Täter von Amstetten: Josef F. © Polizei

Das Gutachten über den Sextäter von Amstetten: Er ist stolz, nur so wenig vergewaltigt zu haben.

130 Seiten Beschreibung eines unfassbaren Charakters: In Österreich liegt nun das psychiatrische Gutachten über Josef F. aus Amstetten vor, der seine Tochter 24 Jahre gefangen hielt. Beklemmend geschildert wird ein emotionaler Krüppel, der in seiner eigenen Wirklichkeit lebt. Angefertigt hat das Gutachten die Psychiaterin Adelheid Kastner, sechs lange Gespräche hat sie dafür mit dem 73-Jährigen geführt. Ihr Fazit: Er ist voll schuldfähig, die Rückfallgefahr sei hoch.

Eine Wurzel sieht Kastner in der katastrophalen Kindheit von F. – „ein völlig unberechenbares häusliches Klima mit unmotivierten, massiven aggressiven Ausbrüchen der Mutter“. Die Erniedrigungen und die Abhängigkeit von seiner einzigen Bezugsperson hätten in F. die Überzeugung geprägt, nie wieder in so eine Lage kommen zu wollen – sondern selber einen Menschen in einer „unlösbaren Bindung zu besitzen“.

Früh habe F. seinen Intellekt eingesetzt, um sich „ein Repertoire an sozial akzeptiertem Verhalten anzueignen“. Doch innen sah es anders aus: Er habe an sich „festgestellt, dass er eine bösartige Ader“ habe. „Ich bin zur Vergewaltigung geboren“, sagte er der Psychiaterin. Und fügte stolz hinzu: „Dafür habe ich doch relativ lange durchgehalten.“ Gemeint war: „Erst“ mit 32 habe er erstmals eine Frau vergewaltigt. Und: „Ich hätte ja auch Ärgeres machen können“, sagt er – als die Tochter 24 Jahre einzusperren. „Vielleicht hat mich auch mein guter Kern davon abgehalten.“

Seine Realitätswahrnehmung ist extrem gestört. Er ist nach wie vor überzeugt, dass er den Kindern im Verlies „doch ein gutes Leben geboten“ habe. Und, so Kastner: „Er ist guter Hoffnung, seinen Lebensabend mit seiner Frau R. verbringen zu können.“ Er setze auf eine kurze Haftstrafe, um seine Immobiliengeschäfte fortsetzen zu können – das Geld brauche er doch für R. und sich im Alter. Und über die gefangene Tochter E. sagt er: „Ich hab’ ihr so viele Kinder gemacht, damit sie bei mir bleibt. Eine sechsfache Mutter ist ja für andere Männer nicht mehr attraktiv.“

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