Jorge Mario Bergoglio: Ein Reformer in Rom?
Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky über die Erwartungen an den neuen Papst: Wer zu viel erwartet, wird enttäuscht werden.
Man möchte nicht Papst sein angesichts der vielen Wünsche und Forderungen, die an den Oberkatholiken jetzt herangetragen werden. Franziskus möge bitte: Die Intrigen und Zerwürfnisse in der Kurie beilegen. Die Ökumene voranbringen. Den Zölibat abschaffen. Für die Gleichberechtigung der Frau sorgen. Grundsätzlich mal die katholische Kirche modernisieren, die Ungläubigen zurückholen, als Reformer in die Geschichte eingehen.
Könnte es sein, dass die Menschheit etwas viel von dem sympathischen Argentinier verlangt? Dass die Reformwilligen solche Ansprüche formulieren, denen nicht nur Franziskus offensichtlich nicht nachkommen kann und will, sondern die auch die Rolle dieses Kirchenoberhaupts falsch interpretieren?
Ein Papst ist per se ein Bewahrer. Seine Aufgabe ist es, eine 2000 Jahre alte Institution mit ihren Werten und Traditionen zu schützen, nicht sie zu verändern. Sicher: Dazu gehört natürlich, die Kirche in die Zukunft zu führen, sich der Moderne nicht zu verweigern. Niemand sollte sich aber der Illusion hingeben, dass unter den 115 Kardinälen, die im Konklave zur Wahl standen, auch nur einer sitzt, der sich das oben skizzierte Programm zu eigen machen möchte.
Reformen in der katholischen Kirche sind nur in homöopathischen Dosen denkbar, sonst würde es sich nicht um die katholische Kirche handeln. Franziskus macht einen guten Eindruck auf die Welt. Doch wer zu viel von ihm erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht werden.
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