Jörg Kachelmann: „Ich habe nichts gemacht“

Im Magazin „Spiegel“ erklärt Kachelmann erneut seine Unschuld und räumt Fehler ein. „Ich hätte keiner Frau vorgaukeln dürfen, dass sie die Einzige ist.“ Von der Bild-Zeitung will der Moderator Schadenersatz.
von  Abendzeitung
TV-Moderator Kachelmann bei seiner Entlassung
TV-Moderator Kachelmann bei seiner Entlassung © dpa

KÖLN - Im Magazin „Spiegel“ erklärt Kachelmann erneut seine Unschuld und räumt Fehler ein. „Ich hätte keiner Frau vorgaukeln dürfen, dass sie die Einzige ist.“ Von der Bild-Zeitung will der Moderator Schadenersatz.

In Köln hat der Moderator Jörg Kachelmann seine Freilassung aus dem Gefängnis gefeiert. Dort stellte er sich nach kleineren TV-Interviews kurz nach seiner Entlassung auch ausführlich den Fragen des Magazins „Der Spiegel“. „Ich habe keinen Fehler gemacht“, sagt er darin. „ Jedenfalls keinen von irgendwelcher juristischer Relevanz. Ich bin der gesetzestreueste Musterbürger, den man sich vorstellen kann.“

Kachelmann ist angeklagt wegen Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall. Seine 37-jährige Ex-Freundin, mit der er acht Jahre ein Verhältnis hatte, behauptet, er habe sie, nachdem sie ihn mit seiner Untreue konfrontiert habe, mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. „Diese Beziehung lief länger, als ich es hätte zulassen sollen“, sagt Kachelmann im Interview. „Dadurch habe ich diese Frau in einer Weise gekränkt, die ich in der Nachschau nur im höchsten Maß bedauern kann.“ Weiter sagt er über die Frau, die ihn so schwer belastet: „Ihre Tragik ist, dass ihr Leben durch den unberechenbaren Vergewaltigungsvorwurf eine solche Wende genommen hat. Ich hoffe, dass es ihr gelingt, durch die Rücknahme des Vorwurfs Frieden mit sich selbst wiederherzustellen.“ Er vermutet Rache als Motiv für eine Falschaussage. „Ich habe keine andere Erklärung. Ich habe nichts von alledem gemacht. Wie man an mir sieht, ist das wirklich eine sehr effiziente Methode, an jemandem Rache zu nehmen.“

Im Laufe der Ermittlungen war auch an die Öffentlichkeit gekommen, dass Kachelmann mit mehreren Frauen gleichzeitig Verhältnisse, teilweise jahrelange Beziehungen hatte, ohne dass diese Frauen voneinander wussten. Einige Frauen erzählten sowohl den Ermittlern als auch den Medien, wie Kachelmann sie jahrelang belogen hat, um sein Doppelleben aufrecht erhalten zu können. Dazu sagt Kachelmann: „Ich hätte keiner Frau vorgaukeln dürfen, dass sie die Einzige ist.“ Er habe in seinem Leben „sicher nicht alles richtig gemacht“, sagt er. „Und ich habe auch nicht in jeder Phase meines Lebens monogam gelebt. Aber deswegen habe ich keine Straftat begangen.“ Er diskutiere öffentlich keine erotischen Vorlieben. „Aber alles, was geschah, geschah einvernehmlich.“

Besonders schlimm seien die Vorkommnisse für seine 80-jährige Mutter. „Die musste miterleben, dass sie von der Mutter eines Promis vierter Garnitur zur Mutter eines messerstechenden, gewalttätigen, promisken Vergewaltigers wurde.“

Im Gefängnis sei er „Hilfsreiniger“ gewesen. „Außerdem musste ich die Klos putzen.“ Die Justizvollzugsanstalt Mannheim, wo Kachelmann einsaß, beschreibt er so: „Die Zelle war, wie man es sich für einen Regimekritiker in Nordkorea ausmalt. Sie müssen sich einfach allen Dreck, alle Scheiße im Klo und ganz viele Kakerlaken auf einmal vorstellen. Das war da alles drin.“ Anfangs, so berichtet Kachelmann, hätten die JVA-Beamten Angst gehabt, er könne sich umbringen, deswegen habe man ihm keine Einzelzelle gegeben. „Bis Ärzte und Psychologen zu dem Ergebnis kamen: ,Der hängt sich nicht ans Gitter.’ Nichts lag mir ferner. Ich bin unschuldig, niemals wäre ich auf die Idee gekommen. Es wäre ja das groteskeste Schuldeingeständnis gewesen.“

Seine ehemaligen Mitgefangenen nennt Kachelmann „Kumpels“. Sie hätten schnell gemerkt, dass er unschuldig ist. „Kriminelle haben ein gutes Gefühl dafür, was ein Verbrechen ist und was nicht.“ Er sei für viele Mithäftlinge die „tröstende Bezugsperson“ gewesen. „Ich habe noch nie so viele weinende Männer gesehen wie im Knast.“

Während Kachelmann dem Magazin „Spiegel“ ein dreiseitiges Interview gibt, verklagt er die „Bild“-Zeitung. Er will zwei Millionen Euro Schadenersatz: Durch die Berichterstattung von „Bild“ und „Bild.de“ fühlte er sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt, bestätigt Thomas Fröhlich, der Sprecher des Axel-Springer-Verlages. Das Unternehmen habe alle Forderungen zurückgewiesen.

Die Ex-Freundin Kachelmanns bleibt bei ihrer Aussage. Am 6. September beginnt vor der Landgericht der Prozess. ta

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