Jeder Siebte verzichtet jetzt auf Fleisch
Auch Tage nach der WHO-Warnung geht es immer noch um die Wurst
Wurst, Schinken und rotes Fleisch in großen Mengen ist ungesund und zu viel davon verursacht Krebs – diese Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sorgt auch Tage nach ihrer Veröffentlichung noch für Diskussionen und beschäftigt die Verbraucher. Eine aktuelle Befragung des Meinungsforschungsinstitutes „YouGov“ hat ergeben: Jeder fünfte Deutsche ist beunruhigt und Frauen beschäftigt das ganze Thema mehr als Männer. Bei den Frauen machen sich 24 Prozent Sorgen, bei den Männern 16. Kein Bedenken wegen einer erhöhten Krebsgefahr durch Fleischkonsum haben nach eigenen Angaben jedoch 73 Prozent. Mehr als jeder siebte Befragte will wegen der Krebs-Warnung der WHO künftig weniger Fleisch essen (15 Prozent). 68 Prozent wollen trotzdem genau so viel wie bisher verzehren. Dass sie schon jetzt kein Fleisch essen, gaben zehn Prozent der Befragten an. Die
Wirtschaft übt scharfe Kritik an der Warnung
Auf die Frage „Haben Sie Ihren Fleischkonsum in den vergangenen fünf Jahren aus anderen Gründen verändert?“ sagten 37 Prozent in der Umfrage, sie achteten inzwischen darauf, weniger Fleisch zu essen. Zum Vegetarier sind in dieser Zeit danach zwei Prozent geworden, zum Veganer ein Prozent. 50 Prozent essen Fleisch wie eh und je, ein Prozent hat wieder mit dem Fleischessen angefangen. Die Warnung der WHO stieß auch auf Kritik, vor allem in der Wirtschaft. So sprach der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft von „Halbwahrheiten, die für Verwirrung sorgen“. „Ein zu viel eines bestimmten Nährstoffs oder Lebensmittels ist nie gut, das wissen wir alle“, sagte Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde. Der Schutzverband Schwarzwälder Schinkenhersteller warf der Weltgesundheitsorganisation WHO eine Verunsicherung der Verbraucher vor. Noch weiter gingen italienische Produzenten: „Nein zum Fleisch-Terrorismus, italienische Ware ist die gesündeste“, behauptete der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti in einer Mitteilung.
WHO: „Wir verlangen nicht, gar keine Wurst mehr zu essen“
Die Weltgesundheitsorganisation meldete sich nach der Kritikwelle noch einmal zu Wort. Ihre Experten von der Krebsforschungsagentur IARC hätten gar keinen völligen Verzicht auf Wurst verlangt, hieß es. In der Klarstellung erklärte die WHO in Genf, die jüngste Bewertung verlange von den Menschen nicht, Lebensmittel wie Würstchen, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch überhaupt nicht mehr zu essen. Sondern die Agentur mache vielmehr darauf aufmerksam, dass ein geringerer Verzehr das Krebsrisiko senken könne.
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