Japan droht atomare Katastrophe

Nach dem Atomunfall in Japan sind drei Anwohner des Kraftwerks Fukushima einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge verstrahlt worden.
von  dapd

Nach dem verheerenden Erdbeben und dem anschließenden Tsunami droht Japan eine atomare Katastrophe.

Update (15:59):  Aus dem bei dem verheerenden Erdbeben in Japan schwer beschädigten Kernkraftwerk Fukushima ist offenbar radioaktive Strahlung ausgetreten. In der Nähe des Blocks 1 seien am Samstag 1.015 Mikrosievert pro Stunde gemessen worden, berichtete der japanische Fernsehsender NHK unter Berufung auf die Präfektur Fukushima auf seiner Internetseite. Diese Strahlendosis ist doppelt so hoch wie der Grenzwert, bei dem die Betreiber von Atomkraftwerken den Notfall erklären und die Regierung informieren müssen.

Update (15:45 Uhr): Noch kann niemand sagen, wie viele Menschen Opfer des apokalyptischen Bebens in Japan wurden. Tausende werden noch vermisst, Hunderttausende wurden obdachlos. Die internationale Hilfe läuft an. Auch Deutschland bietet Japan Unterstützung an.

Neue Nachbeben, erste Aufräumarbeiten und große Trauer um die Opfer: Nach dem verheerenden Erdbeben und dem anschließenden Tsunami ist in Japan das ganze Ausmaß der humanitären Katastrophe noch immer nicht abzusehen.

Allein in der schwer betroffenen Provinz Miyagi fehlte am Samstag von 9500 Menschen jedes Lebenszeichen. Offiziell geht die Regierung von rund 1700 Toten aus. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden bislang 621 Leichen geborgen, 645 Menschen gelten als vermisst. Etwa 210 000 Menschen verloren ihr Zuhause.

Update (15:44 Uhr): Nach dem Atomunfall in Japan sind drei Anwohner des Kraftwerks Fukushima einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo zufolge verstrahlt worden. Es handle sich um Menschen aus der evakuierten Zone im Umkreis der Anlage, meldete die Agentur am Samstag. Im Atomkraftwerk Fukushima Eins kam es am Samstag zu einer Explosion, außerdem droht nach Einschätzung von Experten in einem Reaktor des Kraftwerks eine Kernschmelze.

Update (15:07):  Angesichts der unklaren Lage nach dem Atomunfall in Japan hat Außenminister Guido Westerwelle den Deutschen im Krisengebiet zur Ausreise geraten. Die Meldungen aus Japan seien widersprüchlich, sagte der FDP-Politiker am Samstag in Berlin. Es ergebe sich derzeit kein klares Bild der Lage.

Update (14:50 Uhr): Großbritannien hat ein Team von Rettungskräften auf den Weg nach Japan geschickt. Unter den mehr als 60 Spezialisten seien Such- und Rettungsexperten, Ärzte und Hunde-Staffeln, teilte das Ministerium für Internationale Entwicklung am Samstag in London mit. Sie sollten am Samstagnachmittag von Manchester aus direkt in das Katastrophenzentrum im Norden Japans reisen, um dort die japanischen Rettungskräfte zu entlasten. Das Team habe bis zu elf Tonnen an spezieller Rettungsausrüstung im Gepäck, unter anderem zum Heben schwerer Teile.

Update (14:40 Uhr): Einen Tag nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami haben am Samstag noch immer 21 000 Menschen in Japan in Notunterkünften zugebracht. In der schwer betroffenen Provinz Miyagi fehlte laut Medien von 10 000 Menschen jedes Lebenszeichen. In fünf Provinzen betrieben Einsatzkräfte 1340 Notlager für die Opfer. Die Regierung befürchtet mehr als 1000 Todesopfer.    

Nachbeben hielten die Menschen des Landes auch in weit vom Epizentrum entfernten Gegenden in Atem. Derweil begannen die Einsatzkräfte mit ersten Aufräumarbeiten. Wann die verwüsteten Gebiete wieder zur Normalität zurückkehren, ist noch nicht abzuschätzen. Regierungschef Naoto Kan, der die Katastrophenregion am Samstag per Helikopter besuchte, rief seine Bürger auf, das beispiellose Desaster gemeinsam zu überwinden

Update (13:10 Uhr): Japans Premierminister Naoto Kan hat sich besorgt über die Lage nach dem Atomunfall gezeigt, aber nicht von einer Kernschmelze im beschädigten Atomkraftwerk Fukushima gesprochen. Die Explosion vom Nachmittag werde zu keinem größeren radioaktiven Leck führen, sagte anschließend sein Regierungssprecher Yukio Edano.

 

Tokio Im Atomkraftwerk Fukushima ereignete sich am Samstag eine schwere Explosion, ein Indiz für eine mögliche Kernschmelze. Unterdessen steigt die Zahl der Toten nach dem schwersten Beben in der Geschichte Japans weiter an: Die Behörden bestätigten offiziell 574 Tote, japanische Medien berichten jedoch von mindestens 1.300 Opfern.

Nach der Explosion im Atomkraftwerk Fukushima hing über der Anlage eine Rauchwolke. Fernsehbilder zeigten eingestürzte Wände des eingestürzten Reaktorgebäudes. Der Betreiber der Anlage erklärte, vier Arbeiter seien verletzt worden.

Nach dem verheerenden Erdbeben am Freitag war in dem Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi die Kühlanlage ausgefallen. Betroffen sind zwei Reaktoren. Die mehr als 50.000 Anwohner in einem Umkreis von zehn Kilometern wurden vorsichtshalber evakuiert.

In einem der beiden Meiler sei eine Kernschmelze möglich, hatte ein Vertreter der Atomaufsichtsbehörde, Ryohei Shiomi, erklärt. Aber selbst wenn es dazu komme, gebe für Menschen außerhalb des Umkreises von zehn Kilometern keine Gefahr aus, betonte er.

Radioaktivität 1.000 Mal höher als normal

In dem betreffenden Reaktor war nach Ausfall des Kühlsystems der Druck gestiegen. Experten versuchten verzweifelt, die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Rund um den Reaktor sei die Radioaktivität acht mal höher als normal, im Kontrollraum des Reaktors 1.000 Mal höher, hieß es.

Nach Angaben der Atomaufsichtsbehörde hat sich der Druck verdoppelt. Die internationale Atombehörde IAEA erklärte, der Tsunami, den das Erdbeben ausgelöst hatte, habe die Diesel-Generatoren beschädigt, die das Kühlsystem am Laufen hielten.

Betroffen von dem Ausfall war auch ein zweiter Reaktor der Anlage Fukushima-Daiichi, die aus insgesamt sechs Meilern besteht. Probleme mit der Kühlung gab es auch in der benachbarten Anlage Fukushima-Daini. Die Regierung verhängte den atomaren Notstand.

Japan bezieht 30 Prozent seines Energiebedarfs aus Atomkraftwerken. Die Behörden wiesen die Bevölkerung daraufhin, dass wegen der Probleme in Fukushima mit Stromausfällen zu rechnen sei.

Weiterer Erdstoß erschüttert das Land

Einen Tag nach dem verheerenden Beben wurde das Land am Samstagmittag erneut von einem Erdstoß der Stärke 6,8 erschüttert. Wie die US-Erdbebenwarte mitteilte, lag das Epizentrum praktisch in der gleichen Gegend vor der Nordostküste des Landes wie das Erdbeben der Stärke 8,9 vom Vortag. Ob es dabei zu weiteren Schäden kam, wurde zunächst nicht bekannt.

Unterdessen bestätigten Behörden offiziell 574 Todesopfer. Demnach wurden 1.105 Menschen verletzt, 586 weitere gelten als vermisst. Die Polizei teilte mit, allein entlang der Küste der Stadt Sendai seien 200 bis 300 Leichen entdeckt worden.

Eine unbekannte Zahl von Opfern ist vermutlich von herabfallendem Mauerwerk verschüttet worden. Rettungskräften ist es bislang noch nicht gelungen, zu den am schwersten vom Erdbeben betroffenen Gebieten vorzudringen.

Außerdem werden laut Medienberichten vier Züge vermisst, die entlang der Küste verkehrten. Die zuständige Eisenbahngesellschaft erklärte, sie wisse nicht, wieviele Menschen sich in den Zügen befanden.

Für Rettungseinsätze wurden 50.000 Soldaten in die Katastrophenregion entsandt, wie Ministerpräsident Naoto Kan erklärte. Außerdem seien 190 Militärflugzeuge sowie 25 Schiffe in die von dem Erdbeben betroffenen Gebiete unterwegs.

"Die meisten Häuser an der Küstenlinie sind weggespült worden", erklärte Kan nach einem Helikopterflug über dem Erdbebengebiet. Der Tsunami habe sehr schwere Schäden verursacht, sagt er.

Obama bietet Japan Hilfe an

Zahlreiche Staaten sagten Japan Hilfe zu. US-Präsident Barack Obama erklärte, ein US-Flugzeugträger befinde sich bereits in Japan, ein zweiter sei auf dem Weg dorthin. Außerdem sei ein US-Schiff zur Inselgruppe der Marianen im Pazifik unterwegs, um bei Bedarf zu helfen, erklärte Obama.

Auch die ersten deutschen Helfer sind mittlerweile in der Katastrophenregion eingetroffen. Vier Experten des Technischen Hilfswerks (THW) kamen in Tokio an, wie ein THW-Sprecher am Samstag auf dapd-Anfrage sagte. Sie würden jetzt die Arbeit aufnehmen und in Abstimmung mit der deutschen Botschaft und den japanischen Behörden die Lage erkunden.

Auswirkungen des Tsunamis in Lateinamerika gering

In Lateinamerika sind die Auswirkungen des Tsunamis nach dem schweren Erdbeben in Japan deutlich geringer ausgefallen als befürchtet. Wegen einer befürchteten Flutwelle waren in den Ländern entlang der Pazifikküste am Freitag mehrere hunderttausend Menschen in Sicherheit gebracht worden.

Bereits am späten Abend konnte in den meisten Regionen jedoch wieder Entwarnung gegeben werden.

 

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