Islamischer Staat: "Wie in einer Sekte"
Der Leiter des "Violence Prevention Network" in München, Thomas Mücke, setzt sich gegen Radikalisierung ein.
AZ: Herr Mücke, was veranlasst junge Frauen, zum IS zu gehen?
THOMAS MÜCKE: Die Szene versteht es, emotionale Konfliktlagen von jungen Menschen zu erkennen. Es gibt Mädchen, denen eine wunderschöne Welt versprochen wird, dann gibt es natürlich auch Mädchen, die versuchen aus ihrer jetzigen Konfliktsituation auszubrechen. Oder es wird erzählt, wie andere Menschen dort gequält, gefoltert werden, dass man denen helfen muss. Oder sie finden hier keine Anerkennung, sind vielleicht Mobbingopfer gewesen. Es kann auch sein, dass sie sich einer sehr starken elterlichen Kontrolle entziehen wollen.
Was verbindet die Mädchen?
Das religiöse Wissen ist gering, deswegen kann man ihnen irgendetwas erzählen vom sogenannten wahren Islam. Und wir stellen sehr oft fest: Davor muss irgendein Konflikt oder Schmerz gewesen sein, den diese Szene ganz massiv versteht aufzugreifen. Das ist wie eine Sekte, die Menschen verlieren das eigenständige Denken.
Wofür rekrutierte der IS so junge Frauen?
Weil man sie mit den männlichen Kämpfern verheiraten konnte und Nachwuchs haben wollte. Das war die Intention.
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