Institut warnte vor Lebensgefahr bei U-Bahnbau

KÖLN - Geotechniker haben bereits im vergangenen Jahr vor Risiken beim Bau der Kölner U-Bahn gewarnt. Demnach hätte die Absicherung der Baugrube nur ein paar Meter tiefer als geplant in den Boden gerammt werden müssen.
Schon Monate vor dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs soll es Warnungen wegen unsicherer Statik-Berechnungen beim benachbarten U-Bahn-Bauprojekt gegeben haben. Dadurch könnten «unter Umständen auch Menschenleben gefährdet» werden, zitierte die «Süddeutsche Zeitung» aus einem Gutachten des Aachener Hochschul-Instituts für Geotechnik im Bauwesen. Von der Stadt Köln und den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) waren am Mittwoch zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.
Wegen der besonderen Randbedingungen beim Kölner U-Bahn-Bau - geschichteter Baugrund und hohe Differenzen beim Wasserdruck - hätten sich nach Auffassung der Gutachter die üblichen Berechnungsverfahren für Schlitzwand-Baugruben als unsicher erwiesen, hieß es. Die Experten seien im September 2008 zu dem Ergebnis gelangt, dass die Schlitzwände an den U-Bahn-Haltestellen vier Meter tiefer in der Erdschicht verankert sein müssten als in der Ausschreibung vorgesehen.
Der Vorstand der KVB habe die Anfrage der Zeitung nicht beantwortet, ob die Empfehlung umgesetzt wurde. Die KVB seien in ihrer Ausschreibung davon ausgegangen, dass bei den über 30 Meter hohen Schlitzbauwänden eine Mindestbindetiefe von zwei Metern in die tertiäre Bodenschicht ausreichend gewesen wäre, berichtete die Zeitung. Die Aachener Wissenschaftler hätten aber Einbindetiefen von «sechs Metern im Tertiär» zur Absicherung gegen einen hydraulischen Grundeinbruch ermittelt. Durch zu geringe Einbindetiefen könnten «Situationen entstehen, welche nicht nur wirtschaftlichen Schaden mit sich bringen, sondern unter Umständen auch Menschenleben gefährden». (AP)