Indonesien: Zweimal 85 Peitschenhiebe für schwules Paar

In Indonesien werden zwei Männer ausgerechnet am Internationalen Tag gegen Homophobie zu einer Prügelstrafe verurteilt, weil sie beim Sex erwischt worden sind.
Christoph Sator |
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Ein Polizist führt die zwei Männer in Banda Aceh ab.
dpa Ein Polizist führt die zwei Männer in Banda Aceh ab.

Jakarta - Die Bilder sind verwackelt. Sie zeigen einen Mann, der nackt auf dem Boden sitzt, getreten wird, das Handy in der rechten Hand hält. "Bruder, man hat uns beim Sex erwischt", ruft er ins Telefon. "Hilfe! Hilf mir! Hilf uns!" Im Hintergrund versucht ein anderer Mann, aus dem Raum zu fliehen. Vergeblich.

Das 22-Sekunden-Video gehört zum Beweismaterial für einen Richterspruch, der am Mittwoch, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, vielerorts Empörung ausgelöst hat. Ein islamisches Religionsgericht in Indonesien hat die beiden Männer – der eine 20, der andere 23 – zur öffentlichen Auspeitschung verurteilt, weil sie Sex miteinander hatten. Jeder soll 85 Hiebe erhalten. Vermutlich schon nächste Woche.

Die Richter gingen sogar über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus, die 80 Hiebe verlangt hatte. Die Strafe wird in der Provinz Aceh normalerweise vor oder nach dem Freitagsgebet vollstreckt. Aceh, ganz oben im Norden der Insel Sumatra, gilt als konservativste Region des 250-Millionen-Einwohner-Landes. Aber die öffentliche Auspeitschung eines schwulen Paars gab es auch hier noch nie.

Radikale Kräfte gewinnen an Einfluss in Indonesien

Indonesien hat 260 Millionen Einwohner, 200 Millionen sind Muslimen – so viele, wie in keinem anderen Land der Welt. Der Islam gilt dort als verhältnismäßig moderat. Im Unterschied zu vielen anderen islamischen Ländern steht Homosexualität nicht unter Strafe. In der Hauptstadt Jakarta sowie auf der Urlauberinsel Bali können Schwule sogar ziemlich offen leben.

Seit einiger Zeit gewinnen jedoch in Indonesien radikale Kräfte an Einfluss. So sind in Aceh seit zwei Jahren neue Gesetze in Kraft, die homosexuellen Sex nach islamischem Recht (Scharia) unter Strafe stellen. Höchststrafe: 100 Peitschenhiebe. Weil Voraussetzung aber ist, dass ein Paar in flagranti überrascht wird, gab es bislang noch keine Verurteilungen.

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