Immer mehr alleine: So leben die Deutschen
Die Ergebnisse des Zensus 2011: Die Single-Wohnung ist der häufigste Haushaltstyp. Und in Bayern gibt’s größere Wohnungen.
München - Wer, wie viele, wie, wo, mit wem leben wir in Deutschland? Vor drei Jahren schon ist die aktuellste Volkszählung in Deutschland durchgeführt worden. Jetzt gibt es die vollständigen Ergebnisse – und die sorgen für einige Überraschungen auch in Bayern.
So haben die Menschen im Freistaat fast doppelt so große Wohnungen wie noch vor 50 Jahren. Im Schnitt stehen jedem Bayer somit 44 Quadratmeter Wohnfläche, genauer 43,9 Quadratmeter, zur Verfügung, 1968 waren es nur 24 Quadratmeter. Die Ergebnisse teilte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit. „Das bedeutet eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität.“ Erstaunlich ist vor allem ein Fakt: Den meisten Platz haben Singles und Alleinstehende. Sie verfügen im Durchschnitt über 73 Quadratmeter Wohnfläche.
Im Vergleich: Bayerische Familien haben 33,8 Quadratmeter pro Kopf, Paare ohne Nachwuchs 49,8 Quadratmeter. Alleinerziehende wohnen auf 42,6 Quadratmetern pro Person. Bayernweit ist die Zahl der Wohnungen zwar seit 1987 um 31,1 Prozent auf 5986640 gestiegen, doch herrscht im Freistaat bekanntermaßen Wohnungsmangel. „Insbesondere in den Ballungsräumen gibt es Engpässe“, so Herrmann.
Single-Dasein: Häufigster Haushaltstyp
Die Wohnsituation in Haushalten hat auch etwas mit der demografischen Struktur zu tun. Denn ob gewollt oder ungewollt: Das Single-Dasein ist eine der häufigsten Lebensformen in Deutschland und damit auch der häufigste Haushaltstyp in der Bundesrepublik. 13,4 Millionen Singles Menschen gibt es. Mehr als ein Drittel, nämlich 37,2 Prozent, der Haushalte hierzulande sind Singlehaushalte. Insgesamt leben 17,1 Prozent der Bevölkerung allein. Zu diesen Personen zählen aber nicht nur junge, moderne Singles, sondern auch alleinstehende Senioren.
Nur jeder sechste Bewohner eines Ein-Personen-Haushaltes ist jünger als 30, mehr als jeder Dritte dagegen schon im Rentenalter. Besonders stark steigt allerdings in der Altersklasse 30 bis 59 die Zahl der alleinlebenden Menschen. Und die Singles unterscheiden sich in ihrem Konsumverhalten deutlich von den anderen: Sie geben 59 Prozent ihres Geldes für Ernährung, Kleidung, Wohnen aus – so viel wie kein anderer Haushaltstyp: Sie müssen ja beispielsweise die ganze Wohnung für eine Person heizen. Dass die Singles im Vergleich den meisten Platz haben, hat vor allem eine Ursache, so die Statistiker: Viele würden nicht umziehen wollen, wenn die Kinder aus dem Haus sind und später auch der Partner stirbt, vor allem Wohneigentümer nicht.
Mehr Christen im Saarland als in Bayern
Doch der Zensus liefert noch mehr Daten: Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung (51,2 Prozent) lebt zu zweit oder zu dritt. Bei den Familien sind die Ein-Kind-Familien mit 54,4 Prozent in der Mehrheit. In Bayern leben insgesamt 12,6 Millionen Menschen, 2,4 Millionen davon haben ausländische Wurzeln, eine Million sind Ausländer. Drei Viertel der Bayern gehören der katholischen oder evangelischen Kirche an – nur im Saarland und Rheinland-Pfalz ist damit die Zahl der Christen höher.
Das Durchschnittsalter der Bayern liegt bei 43 Jahren. Bereits 2013 wurden erste Ergebnisse der Volkszählung bekannt und sorgten für Ärger. Neben 54 der 2056 bayerischen Kommunen wollen unter nun auch Hamburg und Berlin gegen den Zensus klagen. Denn laut der Volkszählung leben in vielen Orten weniger Bürger als bisher angenommen – daher gibt es auch weniger Geld vom Staat.