Im Schummeln eine Eins: Die besten Tricks beim Spicken

Chef des Bayerischen Lehrerverbands schlägt Alöarm: Unsere Schüler spicken mehr als je zuvor – und viel raffinierter. Matheformeln in Armbanduhren mit Datenbank, der besprochene MP3-Player, der manipulierte Getränkebehälter: Das sind die Mogel-Maschen...
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Schwefelsäure auf dem Oberschenkel – zum Glück Ist’s nur die Formel. Stulpen verdecken die Tat.
imago Schwefelsäure auf dem Oberschenkel – zum Glück Ist’s nur die Formel. Stulpen verdecken die Tat.

MÜNCHEN - Chef des Bayerischen Lehrerverbands schlägt Alöarm: Unsere Schüler spicken mehr als je zuvor – und viel raffinierter. Matheformeln in Armbanduhren mit Datenbank, der besprochene MP3-Player, der manipulierte Getränkebehälter: Das sind die Mogel-Maschen...

Jetzt legen wir bitte mal kurz alle Moralvorstellungen beiseite. Ziehen den erhobenen Pädagogenzeigefinger ein und betrachten das sportlich. Ehrlich, da muss man sagen: Hut ab. Deutschlands Schüler haben eine erstaunliche Findigkeit entwickelt, um dem massiven Notendruck an den Schulen zu trotzen. Nie haben sie so agentengleich getrickst und geschwindelt wie im laufenden Schuljahr – und so gut beobachtet von der Spionageabwehr, dem Lehrer.

„Jeder Schüler spickt!“, sagt Klaus Wenzel, Chef des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands, zur AZ: „Sie machen das heute raffinierter und cleverer denn je!“ Beispiele? Kinder speichern Matheformeln in Armbanduhren mit Datenbank, besprechen MP3-Player und hören den Stoff per Miniempfangsgerät im Ohr ab, sie manipulieren Getränkebehälter, beschreiben leere Blätter mit unsichtbarer UV-Tusche und machen die Spicktexte mit UV–Dioden-Kugelschreibern lesbar.

Klingt kompliziert – ist es aber nicht: Denn Spickprofis liefern alle Infos zur Kunst des gepflegten Mogelns einfach, anregend und detailreich auch für Technik-Doofe im Internet. Das Suchwort „spicken“ reicht – und dutzenden Seiten tauchen auf, von spicken.net bis mogel-schueler.de. Auf Youtube gibt’s sogar Lehrvideos zum Fälschen.

Zunehmend ärgerlich nur für die Trick-Profis: Der Feind schaut mit! Das macht stets neue Ideen für das Wettrüsten im Klassenzimmer nötig. „Natürlich, wir Lehrer kennen alle Tricks“, sagt Wenzel, „wir wissen doch, wie man googelt“.

Überhaupt, einen Spick-Willigen erkenne man 20 Sekunden, bevor er zur Tat schreiten will. „Dann schaut er naiv, atmet nervös und wird entweder rot oder sehr weiß im Gesicht“, berichtet der pensionierte Mathelehrer Günter Hessenauer, der 5000 Spickzettel gesammelt und jetzt mit dem Büchlein „Erwischt!“ (rororo) eine lustige Klassifizierung aufgeschrieben hat. Dann reiche meist strenges auf-ihn-Zugehen.

Spick-Sechser als Strafe für „Unterschleif“, wie es die Bayerische Schulordnung vorschreibt, geben offenbar immer weniger Lehrer. „Ich halte das für vorsintflutlich“, sagt Verbandschef Wenzel. „Erstens lernen Schüler viel beim Spickeranfertigen. Zweitens geht es heute nicht mehr ums Abfragen von totem Faktenwissen, sondern um die intelligente Anwendung – die kann man nicht auf Spicker schreiben.“ Stattdessen fordert er junge Kollegen immer wieder auf, mit den Schülern deren Spicker zu sammeln und am Ende des Jahres die intelligentesten zu prämieren.

Irene Kleber

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