Im Bubble-Tea gärt Ärger

Das In-Getränk ist nicht so harmlos, wie es scheint. Jetzt machen seine Gegner mobil
Jörg Riehl |
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Schön anzuschauen, aber umstritten: Bubble-Tea
Schön anzuschauen, aber umstritten: Bubble-Tea

MÜNCHEN - Jung gegen Alt und Handel gegen die Politik. Ist Bubble Tea ein „Faszinierender Trinkgenuss” oder ein gefährliches Ärgernis? Am Freitag schloss sich das Bundesinstitut für Risikobewertung Warnungen an, die Perlen („Bubbles”) könnten bei Kindern bis vier Jahren in die Luftröhre und so in die Lunge geraten. Aber auch der hohe Zuckergehalt und der anfallende Müll werden kritisiert.

Zwar sind in Deutschland bisher noch keine Lungen-Komplikationen bekannt geworden, sie seien jedoch „vorhersehbar”, wie auch das Verbraucherschutzministerium betont. Beide Einrichtungen fordern einen verpflichtenden Warnhinweis beim Verkauf.

Das Problem ist nämlich: Die glitschigen, aus der Maniok-Wurzel hergestellten Kugeln sind kaugummiartig zäh, wie der Verband der Kinder- und Jugendärzte warnt. Sie lassen sich kaum zerbeißen. Also werden sie gerne im ganzen geschluckt, oft gleich durch den extrabreiten Strohhalm gesaugt. Und können – ups – in den falschen Hals geraten. Eine Lungenentzündung oder gar ein Lungenkollaps wären dann möglich. Schon machen Slogans die Runde wie „Messer, Gabel, Bubble Tea, gebe kleinen Kindern nie”.

Das ist noch lange nicht der einzige Kritikpunkt: Die Hersteller nennen es „Energielieferant”, Ernährungsexperten sagen eher „Zuckerbombe” dazu, denn nach Untersuchungen der Stiftung Warentest enthält ein Halb-Liter-Becher je nach Mischung bis zu 30 Stück Würfelzucker – mehr als Limo oder Cola. Schon ein 0,2-Liter Becher deckt mit rund 300 Kalorien ein Drittel des täglichen Energiebedarfs eines Kindes.

Auch Azofarbstoffe, künstliche Aromen und Sorbinsäure werden beigesetzt. Die Bezeichnung „Tee” ist zwar berechtigt, denn schwarzer oder grüner Tee ist die Basis des aus China stammenden Getränks, aber irreführend.

Ärgerlich sind auch die pfandfreien Becher: Sie liegen überall in München herum. Ebenso die Kügelchen, die sich prima mit dem bunten Strohhalm von-Kind-auf-Kind schießen lassen. Sie gehören inzwischen zum Stadtbild.

Die Stadt fasst das Problem unter „To Go Müll” zusammen. In der Kampagne „Rein und Sauber” versucht sie mit den Läden Kooperationen zur Abfallbeseitigung zu erreichen, viele machen mit. Die OB-Kandidatin der Grünen, Sabine Nallinger, ist in der Zwickmühle: Über Bubble Tea ist sie nicht begeistert, aber ihre beiden Töchter (12 und 14) trinken die asiatische Kultplörre gern. Verbieten kommt also nicht in Frage: „Wenn’s grad in ist, ist es in.” Sie findet aber: „Läden, die an Kinder verkaufen, haben eine besondere Verantwortung. Sie sollten nachhaltig wirtschaften.”

Da hätte sie sogar eine Idee: Aus Amerika hat sie einen wiederverwendbaren Kaffeethermobecher mitgebracht. „Die könnten cool gestaltet sein.” Den könnte man dann wie die Brotzeitbox in die Geschirrspülmaschine stecken. 

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