Im Apfelsaft ist der Wurm drin

Die „Stiftung Warentest“ hat 28 Apfelsäfte untersucht. Das ernüchternde Ergebnis: Jeder dritte enttäuscht in der Aromaqualität, drei fallen total durch. Und: Guter Saft muss nicht teuer sein
HAMBURG In Deutschlands Apfelsäften ist der Wurm drin: In einer aktuellen Untersuchung der „Stiftung Warentest“ hat nicht einmal jeder zweite der 28 getesteten Apfelsäften die Note „Gut“ erhalten. Fünf Produkte erhielten im Labor-, Geruchs- und Geschmackscheck nur ein „Ausreichend“, drei sogar „Mangelhaft“, berichtet die Zeitschrift „test“. Im Schnitt trinkt jeder Deutsche 9,25 Liter Apfelsaft im Jahr – mehr als Orangensaft. Die AZ fasst die Studie zusammen.
Was für Säfte wurden analysiert ? Die Stiftung testete 20 naturtrübe und acht klare Apfelsäfte. Fast alle naturtrüben Produkte waren Direktsäfte: Verwendet werden dafür meist Äpfel aus heimischem Anbau, die unmittelbar nach dem Pressen abgefüllt werden. Die klaren Säfte werden aus Äpfeln aus Europa oder China hergestellt, die zu Konzentrat verarbeitet werden, das später rückverdünnt und mit Aromastoffen versetzt wird.
Wer sind die Testsieger? Bemerkenswert: Nicht etwa die teuren Bio- und Demetersäfte überzeugten die Tester am meisten, sondern preiswerte Produkte der Discounter. So haben unter anderem die Apfelsäfte von Aldi Süd und Nord, Kaufland, Rewe sowie Penny die Note gut erhalten. Beim Aroma schnitten naturtrübe Säfte im Schnitt besser ab als die klaren. Auf besonders hohe Summen an die für Äpfel charakteristischen Ester und Säuren kamen die Säfte von Libehna, Albi und Penny.
Was stieß den Testern auf? Eine glatte Fünf erhielt der Saft „Vorlo“, der direkt an Kunden ausgeliefert wird. In diesem Saft fanden die Tester zu viel 3-Methylbutanol – ein Aromastoff, der entsteht, wenn Äpfel oder Maische deutlich verdorben sind. Zudem schmeckte der Saft „stark nach überreifen Äpfeln, vor allem aber mostig-gärig“. Das gnadenlose Fazit der Stiftung: „Vorlo hätte gar nicht erst verkauft werden dürfen.“ Ähnlich mies schnitten „Vitafit“ von Lidl und „Becker’s Bester“ ab.
Was sind Polyphenole? Diese sekundären Pflanzenstoffe sollen sich positiv auf die Gesundheit auswirken, wissenschaftlich belegt ist das aber noch nicht. Der Polyphenolgehalt der naturtrüben Apfelsäfte ist doppelt so hoch wie der der klaren. Hier enttäuschte ausgerechnet der mit 2,80 Euro pro Liter teuerste Biosaft von Rabenhorst: Er wirbt als einziger mit den Stoffen – enthält aber nur wenig davon.
Wie viel Kalorien enthält Apfelsaft? Alle 28 Apfelsäfte enthalten pro 200-Milliliter-Glas 100 Kilokalorien – das ist vergleichbar mit Orangensaft und Cola. Vor allem der fruchteigene Zucker ist ein Energieträger. Die Stiftung Warentest empfiehlt deshalb, Apfelsaft mit Wasser gemixt als Schorle zu trinken.