Ikea wird 60: Jetzt verändert sich einiges
Lehnstühle, Tische und Lampen in ihrer natürlichen Umgebung – nach diesem Prinzip sind Ikeas Möbelhäuser eingerichtet. Als im Oktober 1958 im schwedischen Älmhult das erste eröffnete, war das neu und sensationell. Das moderne und mit klaren Linien in Weiß und Grau gehaltene Haus neben dem Acker war schnell zu klein für den Andrang.
Ikea und Digitalisierung: Passt das?
60 Jahre später gibt es die mittlerweile blau-gelben Ikea-Möbelhäuser in vielen Ländern der Welt. "Ikea geht es hervorragend", sagt Martin Fassnacht, Handelsexperte der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf mit Blick auf den 75. Jahrestag der Unternehmensgründung und den 60. Jahrestag der Eröffnung des ersten Ikea-Möbelhauses. Doch das 21. Jahrhundert stellt die Schweden vor Herausforderungen, damit das auch so bleibt. "Sie müssen der digitalen Welt entgegengehen", sagt der Wirtschaftsprofessor.
Das Unternehmen ist im Wandel. Vom Möbelhaus zum Einrichtungshaus mit Möbeln im Pappkarton, mit Inbusschlüssel, Bauanleitung, Restaurant mit Fleischbällchen und Onlineshop.
"Ikea passt sich in vielen Bereichen den Bedürfnissen der Kunden an", sagt Ikeas Deutschlandchef Dennis Balslev. Vom Cash&Carry-Möbelmarkt der Vergangenheit sei man längst zum Multichannel-Anbieter geworden, wie er es nennt, und will das weiter ausbauen. Soll heißen: Ikea will da sein, wo die Kunden sind.
Neue Ikeas dürfte in großen Stadtzentren geben
Das ist in Deutschland nach wie vor in den 53 Möbelhäusern. Zwischen 70 und 80 Prozent der Kunden bevorzugen nach Unternehmensangaben vor dem Kauf den Besuch im Warenhaus. 2020 soll der nächste Ikea bei Karlsruhe eröffnen, größere Neubauten sind aber vorerst nicht in Planung. Neue Ikeas dürfte es in Zukunft verstärkt in den Zentren der Großstädte geben. "Kleinere Flächen aber immer noch mit vielen Quadratmetern."
Diese neuen Filialen und die bestehenden Möbelhäuser werden anders aussehen als bislang gewohnt, glaubt Branchenkenner Fassnacht. Weniger Möbel, direkte Wegführung statt Labyrinth, mehr Aktionsfläche, mehr Technik. Zum Beispiel im Bereich Virtual Reality. Schon heute lassen sich Ikea-Möbel per Smartphone-App in der eigenen Wohnung virtuell darstellen. "Das muss man auch stationär machen", sagt er. Also zum Beispiel die neue Küche schon im Laden per Virtual-Reality-Brille für Kunden sichtbar machen.
Ikea Deutschalnd: Nur 7,4 Prozent Umsatz im Onlinehandel
Auch im Netz muss sich viel bewegen, sagt Fassnacht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stammten 7,4 Prozent des Umsatzes in Deutschland aus dem Onlinehandel. "Da muss massiv investiert werden." Nicht nur beim Umsatz, auch beim Nutzererlebnis. Die Konkurrenz sei hier stellenweise schon schöner, einfacher und vor allem schneller.
So würde man das bei Ikea nicht sagen, aber Dennis Balslev räumt ein, dass der Konzern nach vielen Wegen sucht, digitaler zu sein. Für Kunden in Deutschland soll sich das bald zeigen. "Wir wollen unsere Onlinebestellungen und Lieferungen beschleunigen", erklärt er den nächsten Schritt. Schon jetzt können Kunden online bestellte Ware im Möbelhaus abholen. Künftig können sie die online bestellte Ware schnellstmöglich in die Wohnung liefern lassen. Tests in Hamburg und Berlin laufen bereits, spätestens im Frühjahr 2019 sollen alle Märkte in Deutschland in der Lage sein "Click&Deliver" zu nutzen.
Auch der Kontakt zum Kunden ist gerade in einer Phase des Umbruchs. Der Katalog ist schon deutlich dünner als in früheren Jahren. Gerade junge Kunden will Ikea stärker über deren Lieblingskanäle im Netz oder Apps erreichem.
Doch nicht jede neue Entwicklung ist digital – oder neu. Zum Beispiel mehr Serviceangebote, Beratung und Planungshilfe. Hier reagiert Ikea auf größere Nachfrage und experimentiert etwa mit einem speziellen Planungsstudio mitten im Londoner Stadtzentrum.
- Themen: