Ihre Kinder halten Michelle Obama am Boden
Wenn man Michelle Obama fragt, was ihr in ihrem neuen Leben als First Lady am besten gelungen ist, sagt sie: «Meine Kinder sind normal geblieben.» Auch sie selbst versuche, durch Kontakt zu alten Freunden nicht zu sehr die Bodenhaftung zu verlieren. Die Amerikaner lieben sie dafür.
Nein, viel anders machen würde sie eigentlich nicht. Selbst wenn mal etwas ein bisschen schiefgegangen ist, gehört das doch zum Lernprozess dazu, findet Michelle Obama. Ein Jahr nach dem Einzug ins Weiße Haus zeigt sich die First Lady der USA ganz gelassen. Anfang vergangenen Jahres habe ihre größte Sorge den Töchtern Sasha und Malia gegolten, erinnerte sie sich im Gespräch mit einer Handvoll Journalisten im Weißen Haus. Ob sich die Mädchen und ihre eigene Mutter, die mit nach Washington zog, wohl in der neuen Umgebung eingewöhnen würden? Als die Kinder dann im März erklärten, sie fühlten sich in Washington ganz zu Hause, «da konnte ich zum ersten Mal richtig aufatmen», gestand Obama. Auf die Frage, was ihr im letzten Jahr besonders gelungen sei, antwortete sie spontan: «Meine Kinder sind normal geblieben. Ich erkenne sie wieder, sie sind dieselben wie vor unserem Umzug hierher.»
Volles Arbeitsprogramm
Für sie selbst bestand 2009 auch daraus, sich in den Job als Präsidentengattin «einzuarbeiten», wie sie sagte. Erstaunlich sei gewesen, dass jeder ihrer Schritte, jedes Wort und jedes Kleid öffentlich begutachtet wurden wie bei einem Popstar. «Man behält nur die Bodenhaftung, wenn man darauf nicht achtet», erklärte Obama. Sie halte Kontakt mit Freunden von früher, um sicherzugehen, dass ihr das alles nicht zu Kopfe steige. Alles in allem hätten «die Dinge, die geklappt haben, und die, die nicht so gut geklappt haben, zu der Erfahrung dazugehört und uns auf dieses kommende Jahr vorbereitet». Zu den Pannen zählten auch die ungebetenen Gäste, die sich im November zu einem Staatsbankett einschlichen. «Der Abend war so wunderbar und so gut organisiert, dass das für mich nur eine Fußnote ist», tat sie die Party-Crasher ab. «Also, auch das würde ich nicht anders haben wollen», sagte sie rückblickend. Allerdings träfen Weißes Haus und Geheimdienst jetzt Vorkehrungen, damit so etwas nicht noch einmal vorkomme. Das Arbeitsprogramm im ersten Jahr hatte es in sich: mehr als 200 Veranstaltungen im Weißen Haus, Besuche in 14 US-Staaten und Auslandsreisen in acht Länder, ein Mentorenprogramm auflegen, einen Gemüsegarten anlegen, und, und, und. Es sei «ein gutes Jahr des Zuhörens und Lernens» gewesen und habe den Boden bereitet für die Aufgaben, die sie 2010 in Angriff nehmen wolle.
Gemüsegarten als Zugpferd
Das ist vor allem eine Kampagne gegen Fettleibigkeit bei Kindern. Schon jetzt macht sich Michelle Obama für gesunde Ernährung stark. Am Weißen Haus einen Gemüsegarten anzulegen, habe sich als überraschend gute Gelegenheit erwiesen, ohne erhobenen Zeigefinger eine Diskussion über Ernährung und Übergewicht anzustoßen. Entscheidend sei, das Thema so anzusprechen, «dass sich ohnehin schon überforderte und ängstliche Eltern nicht noch schuldiger fühlen». Michelle Obama weiß wohl, wovon sie spricht. Sie erzählt oft, wie sie als vielbeschäftigte berufstätige Mutter Malia und Sasha häufig Fertigmahlzeiten oder Pizza vom Lieferservice zu essen gab, bis der Kinderarzt Einhalt gebot. Sobald sie mehr frisches Obst und Gemüse auf den Tisch brachte, habe sich die ganze Familie besser gefühlt. Die Kinder hätten Informationen darüber, wie Ernährung sich auf den Körper auswirkt, förmlich aufgesogen und schließlich sogar die Mutter belehrt. «Sie fingen an, mir Vorträge zu halten darüber, was ich essen soll, wofür Karotten gut sind und wofür Brokkoli. Und manchmal schauen sie jetzt ganz vorwurfsvoll auf meinen Teller», räumt die First Lady ein. (Nancy Benac, apn)
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