„Ich bin hart – und zart“

Die Popsängerin Pink über sich, ihre Lieben, ihr neues Album und die US-Wahl
von  Abendzeitung
"Ich bin ein harter Typ mit Tätowierungen, aber ich bin auch eine zarte Tulpe": Pink über sich.
"Ich bin ein harter Typ mit Tätowierungen, aber ich bin auch eine zarte Tulpe": Pink über sich. © AP

Die Popsängerin Pink über sich, ihre Liebe, ihr neues Album und die US-Wahl

Pink, Ihr neues Album heißt „Funhouse“. Was genau ist das?

PINK: Streng genommen ein ein Haus mit Zerrspiegeln und anderen schrägen Dingen – zur Gaudi der Besucher. Aber für mich steht es stellvertretend für einen Vergnügungspark, für Achter- und Geisterbahnen...

Solche Parks haben oft auch etwas Furchterregendes.

Das stimmt. Ich finde Clowns ziemlich gruselig und auf manchen Fahrgeschäften kann dir richtig übel werden. Aber es gibt auch jede Menge Spaß. Ich mag den Rummel.

Also ist „funhouse“ auch eine Metapher fürs Leben.

Genau, es geht zu wie im Leben und in der Liebe. Du hast dir dein Ticket besorgt, willst Spaß haben und dir gleichzeitig eine Höllenangst einjagen lassen. Und wenn du draußen bist, möchtest du gleich wieder rein (lacht).

Anfang 2006, vor Ihrem Album „I’m not dead“, waren Sie überglücklich…

Das war kurz vor meiner Hochzeit mit Carey Hart.

Inzwischen sind Sie geschieden. Was lief schief?

Unsere Beziehung ist immer noch wahrhaftig, aber unsere Rollen haben sich geändert. Ich glaube, die die Ehe ist eine überholte Institution.

Dabei hatten Sie doch den Heiratsantrag gemacht.

Ich habe eine Idealvorstellung. Sie orientiert sich an Paaren wie Susan Sarandon und Tim Robbins oder Goldie Hawn und Kurt Russell. Die sind nicht verheiratet, aber schon ewig zusammen. Vielleicht gerade deshalb, weil sie sich nicht einander verpflichtet fühlen.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Ex-Partnern?

Ja, die Liebe besteht noch.

Ist Liebe nicht ein zu großes Wort?

Es ist ein großes Wort, das ich niemals leichtfertig benutze. Meine Ex und ich – wir lieben uns wirklich, stehen zueinander.

In dem Song „Mean“ fragen Sie: „Wie ist es möglich, dass er mir früher die Tür offen gehalten hat, die ich ihm heute vor der Nase zuschlage?“

Ich erlebe das überall. Die Dinge beginnen zuckersüß, aber nach und nach wird aus einem zärtlichen Flüstern ein gegenseitiges Anbrüllen.

Wie konnte es soweit kommen? – fragen Sie im Refrain.

Wir sind ja von Haus aus nicht nicht wirklich fies und gemein, aber wir verletzen die Menschen, die wir am meisten lieben.

Woran liegt das?

Wir fühlen uns in deren Umgebung sicher, sie hören uns zu. Und deshalb laden wir unseren ganzen Mist wie selbstverständlich bei ihnen ab.Dabei wollen wir diese Leute eigentlich vor all dem Müll beschützen. Das Leben ist schon merkwürdig. Aber...

Aber?

Auch voller Spaß. Mich bringt ständig was zum Lachen: Singen, garteln, tanzen, kochen, Motorrad fahren.

Im Infotext zu Ihrem neuen Album werden Sie als „tätowierte Rebellin mit dem Herz einer Katze“ beschrieben.

Da ist was dran. Ich bin zweifellos ein harter Typ mit Tätowierungen, aber ich bin auch eine zarte Tulpe, eine Lady (kichert).

Eine zarte Tulpe, die kein Blatt vor den Mund nimmt.

Ich sage, was ich denke, gehe an alles mutig heran und orientiere mich nicht daran, was andere von mir denken. Das habe ich von meinem Dad gelernt – das gefällt mir.

Wie etabliert man sich heute als Künstler im Musikgeschäft?

Vor zehn Jahren hätte ich dazu ein paar gute Tipps geben können. Aber die heutige Situation ist auch für mich ein Rätsel. Die Plattenfirmen haben gar nicht mehr so viel zu melden. Und die MySpace-Generation verstehe ich nicht wirklich.

Wieso nicht?

In Sachen Technologie bin ich nicht besonders fortschrittlich, da bewege ich mich noch im finsteren Mittelalter. Aber ich habe viel Freunde, die als Singer und Songwriter alles online abwickeln, ihre Musik übers Netz verkaufen. Ich beobachte es verblüfft, aber ich verstehe es nicht.

Auf Ihrem letzten Album haben Sie in dem Song „Dear Mr. President" den US-Präsidenten auf einem Spaziergang ins Gebet genommen. Mit wem würden Sie jetzt gern spazieren gehen – mit Barack Obama oder John McCain?

Am liebsten mit beiden, da würden sich dann zwei völlig unterschiedliche Gespräche entwickeln.

Und was halten Sie von Sarah Palin?

Ihre Politik ist nicht in meinem Sinn. Ich bin für Tierrechte, für die Rechte der Schwulen, für Frauen- und Menschenrechte. Und sie ist dagegen. Meine Stimme bekommt sie nicht.

Obama liegt derzeit vorn.

Das macht mich froh. Ich hoffe sehr, dass er Präsident wird. Das würde bedeuten, dass es um Inhalte geht und nicht mehr um die Hautfarbe. Und damit rückt auch der Tag näher, an dem es nicht mehr um das Geschlecht der Kandidaten geht, sondern dass Frauen die gleichen Chancen haben.

Sie sind 29...

Ich kann es kaum erwarten, 30 zu werden. Wenn du in den späten 20ern bist, packt dich die Welt an den Fußgelenken, stellt dich auf den Kopf und schüttelt alles heraus, was du in deinen Taschen hast. Und dann stellt sie dich wieder auf die Füße, setzt dir eine Brille auf und schickt dich auf die Reise.

Wohin geht die?

Zu einem selbst. Ich freu mich drauf, meine Erfahrungen auszuwerten – und werde sicher viel Spaß dabei haben.

Interview: Michael Tschernek

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