Husten, Halsweh und Fieber: Obacht, es ist Männergrippe-Zeit!

Männergrippe! Diese Diagnose lässt potenziell die Alarmglocken in den eigenen vier Wänden vieler Familien und Paare läuten. Denn was kommt, ist allumfängliches Leiden, das nach viel Geduld, Händchenhalten und Bemitleiden schreit.
Doch bilden sich Männer nur ein, dass sie bei einer Grippe so sehr leiden? Oder laborieren sie tatsächlich anders an den Folgen eines grippalen Infektes als Frauen das tun?
Tatsächlich gibt es wissenschaftliche Anhaltspunkte, die auf etwas andere Verhältnisse bei Männern und Frauen hindeuten. "Frauen haben eine stärkere Immunabwehr als Männer", führt etwa eine Studie 2015 an, die am Massachusetts General Hospital in Boston durchgeführt worden ist.
Das weibliche Immunsystem reagiert stärker
Der Grund dafür liegt wohl in den Genen, genauer in den Genen auf den X-Chromosomen. Frauen haben zwei X-Chromosome, Männer nur eines. "Viele dieser Gene auf dem X-Chromosom spielen eine wichtige Rolle in der Regulation der Immunantwort. Generell haben Studien gezeigt, dass das Immunsystem von Frauen stärker auf Erreger und auch Impfstoffe antworten kann. Allerdings kann diese stärkere Immunantwort bei Frauen auch häufiger zu Autoimmunerkrankungen als bei Männern führen", erläutert Professor Marcus Altfeld von der Forschungsabteilung Virus und Immunologie am Heinrich-Pette-Institut in Hamburg.
Die Studie aus dem Jahr 2015 sei nur eine in einer Reihe von Untersuchungen mit ähnlichem Inhalt. Die Ergebnisse deuten demnach darauf hin, dass die Gene auf dem X-Chromosom bei Frauen stärker "exprimiert" werden, also in Erscheinung treten oder zum Tragen kommen, als bei Männern.
Nimmt der weibliche Körper Erreger wahr, spricht das Immunsystem tendenziell stärker an als bei Männern. Und ein intensiver arbeitendes Immunsystem kann bedeuten, dass das Leiden sich beispielsweise nicht so lange erstreckt. Doch wieso sind Frauen von der Natur anders ausgestattet als Männer? Sind sie etwa leidensfähiger, weil sie beispielsweise mit Schmerzen umgehen müssen, mit denen Männer niemals konfrontiert werden, mit Geburtsbeschwerden?
Altfeld sieht andere Gründe für die unterschiedlichen Abwehrpotenziale: "Im Zuge der Evolution ist es wichtig, das ungeborene oder neugeborene Kind vor Infektionen zu schützen. Stärkere Immunantworten gegen Erreger bei Frauen haben sich möglicherweise aus diesem Grund entwickelt."
Wenn die Männerwelt bei der Immunabwehr schlechter aufgestellt ist, was kann sie dann gegen die Krankheit tun? Altfeld empfiehlt prophylaktisch eine Grippeimpfung, entsprechend der Empfehlungen des Robert Koch Institutes. Und die nicht nur für Männer, sondern natürlich auch für Frauen. Besonders Risikogruppen – also etwa ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen und auch Schwangere ab einem bestimmten Schwangerschaftszeitpunkt – sollten sich impfen lassen. Wenn möglich empfiehlt sich eine Impfung in den Monaten Oktober und November.
Heißer Tee, Ruhe, Wasser trinken und im Bett bleiben
Wenn es einen aber nun doch erwischt? Was kann Mann oder Frau tun, um neben der Einnahme von Medizin gut durch die grippale Leidenszeit zu kommen?
Die deutsche Familienversicherung empfiehlt dafür unter anderem auch verschiedene Hausmittel. Die ersten fünf Empfehlungen auf der Liste: heißer Tee, für Raumklima sorgen, Ruhe und Entspannung, warme Suppe essen und Wasser trinken. Was tut der Experte selbst, wenn er von einer Grippe geplagt wird? Das Mittel, auf das Altfeld zurückgreift, findet sich auch auf der Liste der Deutschen Familienversicherung. "Mit Bettruhe" trage er zur Heilung bei, sagt er.
Wer also einen Grippekranken Zuhause hat, tut gut daran, ihn ins Bett zu schicken. Und wenn er ganz stark leidet, dann immer daran denken: Männer sind anders, besonders kranke Männer.