Hunde-Gnadenhof in Belgrad: "Oaza azil" - Der Hof der 500 Hunde

Der Name "Oaza azil" klingt idyllisch, doch die Realität ist frustrierend: Der Gnadenhof ist überbelegt, fast täglich werden neue Tiere über den Zaun geworfen.
von  Natalie Kettinger
Ein Herz für Hunde: Dušan Rakovac ist eigentlich Maler. Doch seit 15 Jahren kümmert er sich - mit Unterbrechungen - um die Hunde auf dem Gnadenhof.
Ein Herz für Hunde: Dušan Rakovac ist eigentlich Maler. Doch seit 15 Jahren kümmert er sich - mit Unterbrechungen - um die Hunde auf dem Gnadenhof. © Volker Isfort

Belgrad - "Manchmal, sagt Dušan Rakovac, „ist es hier so laut, dass man seine eigenen Gedanken nicht mehr versteht.“ Der 40-Jährige steht im winzigen Verwaltungsgebäude des „Oaza azil“, eines Gnadenhofs für Hunde in der Nähe von Belgrad, und zieht lächelnd an seiner Zigarette. Vor der Tür verlangen knapp 500 Tiere heiser bellend nach seiner Aufmerksamkeit. Ihre Pfoten haben Schlamm-Spuren auf seinem schwarzen Overall hinterlassen. Sie kratzen an der Tür und bisweilen schaut ein Hundekopf durchs Fenster herein.

"Pro Monat wird höchstens einer unserer Hunde adoptiert"

Brigitte Bardot, französische Tierschützerin und einst gefeierter Filmstar, war Anfang des Jahrtausend so erschüttert vom Leid der Straßenhunde in der serbischen Hauptstadt (etwa 6000 sind es aktuell), dass sie über ihre Stiftung ein zwei Hektar großes Grundstück im Umland kaufte und ein Hunde-Asyl errichten ließ. Bis heute sorgt die „Fondation BB“ für die medizinische Grundversorgung der Tiere, für ihr Futter, die Stromversorgung und eine Art „Ehrenamtspauschale“ für die sieben Mitarbeiter.

Die Idee hinter dem Projekt ist ehrenwert: Die Hunde werden aufgepäppelt, geimpft, kastriert und sollen dann vermittelt werden. Doch die Realität sieht anders aus: „Pro Monat wird höchstens einer unserer Hunde adoptiert“, sagt Dušan Rakovac. „Die Leute hier wollen Rasse-Hunde, aber wir haben vor allem Mischlinge.“

Gleichzeitig muss das Asyl immer mehr Tiere aufnehmen. Erst vor kurzem räumte das Veterinäramt den Garten einer alten Frau, die dort 60 Hunde in winzigen Verschlägen gehalten hatte und brachte die Tiere ins Asyl. Jede Woche finden Rakovac und seine Kollegen ausgesetzte Vierbeiner vor dem Tor zum Gelände. „Und manche Leute fahren mit dem Auto vor, werfen uns einen Sack voller Welpen über den Zaun und halten dabei nicht einmal an“, sagt der Tierfreund traurig.

Denn gerade Welpen sind ein Problem. Sie wurden meist zu früh von der Mutter getrennt und haben deshalb ein schwaches Immunsystem, sind aber noch zu jung für eine Impfung. Etliche leiden an Staupe – und sterben daran, obwohl das Oaza-Team aufopfernd um jeden einzelnen Winzling kämpft.

230 bis 240 Kilo Futter pro Tag

Um der Welpen-Schwemme vorzubeugen, können Tierhalter ihre Hunde im Asyl kostenlos kastrieren lassen. Viele nehmen das Angebot dankbar an. „Aber diejenigen, die das Problem hier verursachen, interessiert das alles nicht“, sagt Dušan Rakovac frustriert. Mittlerweile wissen er und seine Kollegen kaum noch, wie sie all die Hunde versorgen sollen. „Wir brauchen 230 bis 240 Kilo Futter pro Tag“, sagt der Mann im schwarzen Overall.

„Das Problem ist, dass die Verträge mit der Fondation auf 300 bis 350 Hunde ausgelegt sind. Wir beherbergen im Moment aber fast 500“, erklärt er. „Wir haben in Frankreich um Hilfe gebeten, aber dort dauert alles sehr lange, schon immer.“

Die letzten drei Monate hat ein Belgrader Geschäftsmann das Gröbste abgewendet. Goran Žizic (66) liebt Tiere – und als sich das herumgesprochen hatte, fand auch er auf seinem Grundstück immer häufiger ausgesetzte Hunde. Für 26 von ihnen hat er im Frühjahr einen Teil des Oaza-Geländes gemietet. „Anschließend habe ich das ganze Asyl mit Futter versorgt, weil die nix gehabt haben“, sagt er bitter. Auch in Paris habe er schon angerufen – erfolglos. „Und die Situation wird immer schlechter.“


Wenn Sie helfen wollen, finden Sie das „Oaza azil“ bei Facebook: www.facebook.com

Wer den Verein finanziell unterstützen möchte, kann das über folgendes Konto tun:

Name: Association Oaza
BIC: PSSTFRPPPAR
IBAN: FR31 2004 1000 0125 5984 0R02 093
Bank: La Banque Postale – Centre Financier

 

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