Kommentar

Hüftsteife im Kopf

Der AZ-Sportchef und Österreicher Matthias Kerber über die Ösi-Piefke-Gefühle.
von  Matthias Kerber

Okay, ich bin Halbblut - die dominanten 50 Prozent meines Seins machen mich tu felix, die andere Hälfte piefkesk. Was also denkt der Österreicher über den Deutschen, was empfindet meine eine Hälfte über die andere?

Mei, der Deutsche - und wir wollen hier mal die Bayern als Ehren-Österreicher von der Bürde des deutschen Daseins befreien -, er ist halt immer so rigoros, so rigide.

Gibt es eine Regel, wird sie eingehalten und verfolgt - mit Nachdruck. Ohne das Verbotsschild wäre der Deutsche seiner inneren Leitplanken beraubt. Wo er das Wort "Nein" hört, lässt er ab. Das ist aber genau der Moment, wo der Österreicher eine Lösung sucht, das Verbot umschifft, kreativ und charmant wird.

Der Satz "Das gibt's doch nicht!" ist in der österreichischen Denke mit einem inneren Fragezeichen versehen. Die Volksseele schwingt und schwebt eher im Wiener Walzer, im Drei-Viertel-Takt, wo es eben dauert, bis der Rhythmus wieder zusammenkommt, der Deutsche agiert so gerne im Viervierteltakt. A bisserl zackig und hüftsteif - auch im Kopf.

Aber man mag ihn auch den Deutschen, diesen wundersamen Bewohner der schmäh-befreiten Zone. A bisserl ist man sogar neidisch auf die deutsche Stringenz und Organisiertheit (auch wenn die Corona-Politik dieses Vorurteil in seinen Grundfesten erschüttert hat). Aber zugeben würden wir das sicher nie, nicht mal ich mir selbst. . .

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