Hohe Haftstrafen für Brückenwerfer

Münster - Sie warteten immer die Nacht ab, schleppten kiloschwere Gegenstände wie eine Betonplatte, meterlange Baumstämme oder auch eine elf Kilo schwere Gasflasche auf eine einsame Brücke – und warfen sie auf die Autobahn 1. Dann flüchteten sie sofort. Ob ein Unfall passierte oder nicht, war ihnen egal.
Am Montag sind die zwei 25 Jahre alten Männer vom Schwurgericht in Münster für diese Attacken auf Autofahrer verurteilt worden. Einer von ihnen zu sieben Jahren Haft, weil er bei der Aufklärung der Taten geholfen hatte und den Namen seines Kumpels genannt hatte. Dieser wurde zu siebeneinhalb Jahren verurteilt.
Richter: Die beiden haben Unfälle in Kauf genommen
Was haben sich die beiden dabei gedacht? Das wurden die beiden angeklagten Männer aus Lengerich schon zum Prozessauftakt Anfang Juni gefragt. „Eigentlich nichts“, lautete ihre Antwort. Einer der Beiden nannte die Aktionen einen „Jungenstreich“. Doch dieser Jungenstreich war für die Staatsanwaltschaft versuchter Mord. In insgesamt sieben Fällen. Die beiden Männer hätten schwere Unfälle, Verletzungen und auch den Tod von Fahrern in Kauf genommen, so der Richter am Montag bei der Urteilsverkündung.
Sie hätten sich durch die Taten Erfolgserlebnisse schaffen wollen, an Mitgefühl fehle es den beiden völlig. Sie hätten sich selbst als unattraktiv und zu wenig wahrgenommen gefühlt, so die Einschätzung des Richters. Daher wollten sie sich mit den Würfen beweisen. Neben Baumstämmen hatten sie zwischen Oktober und Dezember 2014 sieben Mal unter anderem eine 120-Liter-Mülltonne, einen Einkaufswagen und eine Naturholzbank von verschiedenen Brücken auf die Fahrbahn fallen lassen.
Es kam durch die beiden Brückenwerfer immer wieder zu Unfällen, ernsthaft verletzt wurde wie durch ein Wunder aber niemand. 20 Autos waren insgesamt in die Unfälle verwickelt. Dann aber flogen die beiden auf – die Polizei konnte sie anhand ihrer Mobiltelefone überführen. Ihre Handys waren immer zur Tatzeit in der Nähe der Brücke registriert worden.
Immer wieder sind in den letzten Jahren Gegenstände von Brücken auf Autobahnen geworfen worden:
- Im Jahr 2008 hatte ein Mann einen Holzklotz von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg geworfen. Er durchschlug die Windschutzscheibe eines Autos, die Frau auf dem Beifahrersitz starb. 2009 wurde der Täter wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
- Ein 26-jähriger Mann wurde 2012 auf der A5 bei Bad Homburg von einem Erdklumpen getroffen. Er war Beifahrer in dem getroffenen Wagen und wurde lebensgefährlich verletzt.
- Auf die A 10 bei Birkenweder warf ein Mann 2012 zwei Gullydeckel (je 40 Kilo) auf die Fahrbahn. Sechs Fahrzeuge fuhren in der Nacht über die Abdeckungen. Verletzt wurde niemand. Ein 30-jähriger Mann wurde verhaftet.
- In Augsburg warfen Unbekannte 2013 einen Granitstein aufs Auto einer 66-Jährigen. Sie war auf der A9 nach München unterwegs, blieb unverletzt.