Hochwasser: Leichte Entspannung, Wasserstände stabil
Frankfurt/Oder - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich am Samstagmittag ein Bild von der Lage in den brandenburgischen Hochwassergebieten gemacht. Sie ließ sich zusammen mit dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck im Katastrophenschutzzentrum in Frankfurt/Oder die Situation erklären. Die Lage bleibe stabil, aber angespannt, hieß es.
«Von Ratzdorf bis zum Pegel Kietz sind die Werte relativ konstant bis ganz langsam fallend», sagte Katrin Kumke vom Hochwassermeldezentrum. Der Scheitel des Hochwassers stehe derzeit bis kurz hinter Frankfurt (Oder) und bewege sich Richtung Norden. In der Grenzstadt wurde am Vormittag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet.
Nach Angaben der Stadt halten die Deiche und Absperrungen in Frankfurt (Oder), die Situation sei nicht dramatisch. Eine Meldung über einen angeblichen Deichrutsch habe sich als falsch erwiesen. In der Nacht sei der Strom in Teilen des Stadtzentrums ausgefallen, das habe aber nichts mit dem Hochwasser zu tun gehabt.
Trotz Entspannung: Alarmstufe 4
In Frankfurt (Oder) gilt ebenso wie im Landkreis Oder-Spree die höchste Hochwasseralarmstufe 4. Es besteht dann die Gefahr, dass Deiche und Dämme überflutet werden. Trotz der stabilen Pegelstände werde die Stufe 4 in Oder-Spree vorerst weiter gelten, sagte Kreissprecherin Evelyn Reich. «Es wäre zu früh, die Alarmstufe zurückzunehmen.»
Die Hydrologin Kumke aus dem Hochwassermeldezentrum beschrieb den Oder-Scheitel so: «Es ist eine sehr inhaltsreiche, langgezogene Welle.» Die Lage an der Oder sei unter Kontrolle, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Ingo Decker. Nach wie vor seien mehrere hundert Helfer im Einsatz, darunter allein 210 Beamte der Brandenburger Polizei.
Fluss bleibt unter 6-Meter-Marke
Die Hochwasser-Lage in Frankfurts Nachbarstadt, dem polnischen Slubice, bleibt trotz des erreichten Scheitelpunktes der Flut stabil. Der Pegelstand habe 5,74 Meter erreicht und sei in den vergangenen Stunden um zwei Zentimeter gefallen, sagte eine Sprecherin des Krisenstabes in Slubice am Samstag der Nachrichtenagentur PAP. Die Dämme hielten dem Druck der Wassermassen stand, es gebe keine größeren Unterspülungen. Der Fluss blieb unter dem erwarteten Höchststand von sechs Metern.
Am Vormittag nahm eine polnische Delegation im brandenburgischen Katastrophenschutzlager in Beeskow (Oder-Spree) Hilfsgüter zur Abwehr des Hochwassers in Empfang. Innenminister Rainer Speer (SPD) übergab 600 000 Sandsäcke, zwei Boote und drei Notstromaggregate. Brandenburg stehe mit seinen Freunden aus der Partner-Woiwodschaft Lebuser Land «zusammen im Kampf gegen die Gefahren», sagte Speer. «Das Hochwasser kennt keine Grenzen.»
An der Spitze der Delegation aus Polen stand der Marschall der Woiwodschaft, Marcin Jablonski. Die Woiwodschaft hatte am Freitag um materielle Unterstützung gebeten. In Beeskow lagern unter anderem mehr als drei Millionen Sandsäcke, Sandabfüll-Maschinen, Pumpen und Zelte.
dpa/ apn