Hochstaplerin gewann Preise als Ärztin
Ihr Wunsch, Ärztin zu werden, regte ihre Fantasie an: Nachdem eine Hamburgerin dreimal durch die medizinische Abschlussprüfung gefallen war, fälschte sie ihr Zeugnis. Nun steht sie vor Gericht.
Nachdem eine falsche Ärztin in der Universitätsklinik Hamburg jahrelang Patienten behandelt hatte, muss sich die 34-Jährige jetzt vor dem Amtsgericht der Stadt verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau Urkundenfälschung, Betrug und den Missbrauch von Berufsbezeichnungen vor.
Der Anwalt der Angeklagten kündigte im «Hamburger Abendblatt» für den Prozess am Mittwoch ein Geständnis an. Die Frau war im März 2003 als Ärztin im Praktikum eingestellt und ab September 2004 in der Kinderklinik als Assistenzärztin beschäftigt gewesen. Sie gewann sogar Preise für ihre wissenschaftliche Arbeit. Doch die bei ihrer Bewerbung vorgelegten Urkunden und Zeugnisse waren gefälscht, wie die Klinik im Sommer 2007 mitteilte. Patienten seien nicht zu Schaden gekommen, hieß es. Die Frau war am Ende des Studiums drei Mal durch eine Prüfung gefallen, wollte aber trotzdem Ärztin werden. Laut Anwalt arbeitet sie inzwischen in der Medikamentenbranche.
Falscher Arzt zu drei Jahren Gefängnis verurteilt
Bereits am Dienstag wurde ein Hochstapler zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er sich mit Hilfe gefälschter Dokumente als Arzt ausgab. Das Erlanger Schöffengericht sprach den 29-jährigen Bankkaufmann am Dienstag wegen Urkundenfälschung, Titelmissbrauchs und Betrugs schuldig. Ohne Abitur und Studienabschluss hatte sich der Mann mit gefälschten Zeugnissen 2007 eine Stelle als Assistenzarzt an der Erlanger Universitätsklinik erschlichen und dort bei fast 200 Operationen assistiert. Patienten kamen nicht zu Schaden, weshalb der Mann nicht wegen Körperverletzung angeklagt wurde. Aufgeflogen war der geständige Betrüger durch eine anonyme Anzeige. Die Uniklinik habe es dem gelernten Bankkaufmann relativ leicht gemacht, erklärte der Richter bei seiner Urteilsbegründung. So hätte ein Professor, der den jungen Mann aus dem Studium kannte, stutzig werden müssen, als der vermeintliche Mediziner sich nach kurzer Zeit mit zwei Doktortiteln in der Tasche um eine Assistenzarzt-Stelle bewarb.
Verstrickt in ein Lügenkonstrukt
Systematisch hatte der Hochstapler Zeugnisse gefälscht. Mit einem selbst am Computer hergestellten Abiturzeugnis bewarb er sich auf einen Studienplatz in Erlangen. Später ergatterte er mit einer gefälschten Approbationsurkunde einen Job als Arzt bei Krankentransporten. Dem ärztlichen Bezirksverband Mittelfranken legte er ein Zeugnis der renommierten University of Oxford über seinen Abschluss als Mediziner und einen Doktortitel vor. Bis zum Februar 2008 arbeitete der falsche Arzt an der Uniklinik Erlangen. Wie sich im Prozess herausstellte, versuchte er noch in der Zeit, als bereits gegen ihn ermittelt wurde, in Thüringen eine Privatklinik zu eröffnen. Dazu gab er sich als Arzt und Millionärssohn aus. Der Verteidiger des Mannes erklärte, sein Mandant sei zwar ein Hochstapler, jedoch einer, der wirklich etwas könne. Der Verurteilte selbst erklärte, er sei irgendwann so tief in sein Lügenkonstrukt verstrickt gewesen, dass er keinen Ausweg mehr gefunden habe. Auf den Gedanken einer Medizinerlaufbahn sei er während des Zivildienstes gekommen. Er habe sich auch gegenüber seinen Eltern beweisen wollen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. (dpa/AP)
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