Hochspannung vor letztem Shuttle-Start
Der letzte Start eines amerikanischen Space Shuttle sorgt bis zum Schluss für Hochspannung gesorgt. Selbst wenige Stunden vor dem geplanten Abflug der Raumfähre "Atlantis" am Freitag war ungewiss, ob das Wetter rund um den Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida die Mission noch stoppen würde.
Cape Canaveral - "Wir werden es heute versuchen", sagte der Startdirektor der US-Raumfahrtbehörde Nasa, Mike Leinbach, nach einer Beratung mit seinem Team am Vormittag (Ortszeit).
Rund eine Stunde vor dem Start meldete die Nasa "grüne" Wetterkonditionen, offiziell jedoch lag das Risiko für einen Abbruch des Countdowns vor der geplanten Startzeit um 17.26 Uhr deutscher Zeit weiterhin bei 70 Prozent. Dennoch liefen die Startvorbereitungen unbeeindruckt weiter. Die riesigen Außentanks waren in der Nacht befüllt worden. Der Shuttle-Kommandant Chris Ferguson ging als erster der vierköpfigen Crew an Bord der Raumfähre. Die Einstiegsluke wurde verschlossen.
Feuchtes Tropenwetter aus der Karibik hatte in den Vortagen dicke Wolken über die Atlantikküste nach Florida geschoben, die auch am Freitag den Himmel verdunkelten. Heftiger Regen und Gewitter hatten den "Atlantis"-Flug zuletzt unwahrscheinlich erscheinen lassen, weil sie eine Notlandung des Shuttle im Falle einer Störung zu gefährlich machen würden.
Am Donnerstag waren gar zwei Blitze in der Nähe der Startrampe eingeschlagen, sie fügten der Elektronik der Raumfähre aber keinen Schaden zu, wie die Nasa nach ausführlichen Tests feststellte. Auch sonst zeigte sich die "Atlantis" in Topform für ihre historische Abschiedsmission. Der zwölftägige Flug zur Internationalen Raumstation ISS beschließt nach rund drei Jahrzehnten das Shuttle-Programm. Er besiegelt auch zumindest vorübergehend das Ende der bemannten Raumfahrt in den USA.
Um sich das Ereignis nicht entgehen zu lassen, waren vor dem Start Hunderttausende in Region um das Kennedy Space Center gereist. Einige Schaulustige reservierten sich die Plätze mit der besten Sicht auf den Himmel über dem Weltraumbahnhof weit im Voraus. Bereits am Donnerstagabend waren etwa in der 40 000-Einwohner-Stadt Titusville Campingplätze, öffentlichen Rasenflächen und Betonparkplätze von Supermärkten mit Zelten und Wohnmobilen übersät.
Viele fanden keine Stelle mehr und mussten die regnerische Nacht im Auto oder im Freien auf Stühlen sitzend verbringen. Weit und breit waren keine Hotelzimmer verfügbar. Der Verkehr auf den Straßen stockte schon um 6.00 Uhr morgens (Ortszeit), für den Vormittag rechneten die Behörden mit gewaltigen Staus.
Ziel der 135. Shuttle-Mission ist es, einen Jahresvorrat von mehr als 3,8 Tonnen Proviant, Ausrüstung und Ersatzteilen zur ISS zu bringen. Zudem soll eine neue Methode getestet werden, Satelliten im Weltall von Robotern betanken zu lassen.
Als weiteres Experiment ist geplant, mit neu entwickelten Plastikbehältern menschliches Urin in Trinkwasser zu verwandeln. Außerdem wollen die Astronauten eine schwergewichtige defekte Kühlpumpe von der ISS mit nach Hause bringen - ein Transportvorhaben, das für die Menschheit ohne Shuttle künftig nicht mehr möglich sein wird.
Nach der "Atlantis"-Rückkehr, die für den 20. Juli vorgesehen ist, verfügen die USA mindestens für mehrere Jahre über keine Weltraumvehikel, die Astronauten ins All befördern können. Die Nasa ist dann für ihre Astronauten auf Mitfluggelegenheiten in den russischen "Sojus"-Kapseln angewiesen. Große Fracht aus dem All kann künftig überhaupt nicht mehr zur Erde zurückgebracht werden.
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